Dein Österreichisches Wörterbuch

a Neichtl

eine kurze Zeit


Erstellt am: 28.02.2007

Bekanntheit: 61%

Beurteilung: 22 | 2

Kommentar am 12.10.2007


Kommentar am 07.04.2008
eigentlich die Eicht; eine kurze Zeit; Eichtl ist die Verkleinerungsform, das 'n' ist wegen leichterer Aussprechbarkeit eingeschoben.

Kommentar am 19.08.2009
Ergänzung Wald- /Weinviertel: Setz di zuwa a neichtl zu mir, ratsch ma a neichtl, host a neichtl zeit ? Setz dich kurze Zeit zu mir, tratschen wir ein wenig, hast du kurz Zeit ?

Kommentar am 21.06.2011
Wie schon Avenarius kommentiert hat: die Eicht(e) - eine Weile; eine kurze Zeit.

'eine gute Eicht warten müssen' - ziemlich lang
'ein kleins Eichtel' - eine kurze Zeit
'wunderliche Eichten haben' - Launen

Matthias Höfer (Benediktiner in Kremsmünster und Pfarrer in Kematen): "Etymologisches Wörterbuch der in Oberdeutschland, vorzüglich aber in Oesterreich üblichen Mundart, Theil 1", Linz 1815 (Google eBook) [http://tinyurl.com/6g2yqqk]

* Friedrich Josef Pesendorfer: "A lustigö Eicht: Dialektgedichte", Linz 1920

Das N von "Neichtl" stammt vom unbestimmten Artikel, während umgekehrt ostmitteldeutsch bei der Otter das N abgetrennt worden war, weil man es für das Artikel-n hielt (Otter = Natter; auch englisch a nadder > an adder). Seit Luther wurde "die Otter" allmählich Standard, doch zu seiner Zeit verstand man im Oberdeutschen sein "Otterngezücht" nicht! Der (Fisch-)Otter aber hatte nie ein N- (zu idg. 'udr-' = 'Wasser')

Kommentar am 21.06.2011
Änderungsvorschlag: Ö: Eicht(el)
A: a Neichtl
D: eine kurze Zeit

Sollte das so passen, mache ich gerne eine Änderung.

Kommentar am 21.06.2011
Eher nicht, würde ich sagen. Vielleicht aber meldet sich ein OÖer oder NÖer, der die Eicht noch kennt, dann sollte man die extra aufnehmen (sonst könnt's ja eigentlich auch als "veraltet" aufgenommen werden, nicht?)
Doch wenn das offenbar noch vielfach bekannte "Neichtl" nur als Aussprache von "Eicht" aufgenommen würde, wär das dann nicht so, wie wenn die Otter nur als eine Aussprache von "Natter" im Wörterbuch zu finden wäre?

Kommentar am 22.06.2011
gem. Aussage eines Bekannten aus OÖ wird beides verwendet: a Neichtl und an Eichtl, beides für "ein Weilchen". So wie Koschutnig schon vermutet hatte.

Kommentar am 22.06.2011
Erklärt's Anzengruber sofort selber - oder? ...nachher geht dir wohl ein Licht auf, dass gelebt gelebt ist, dass das kleine Neichtl Zeit ganz unser ist und dass wir uns um kein' Herrgott und kein' Teixel z' kümmern brauchen...wann's nach'm klein winzig Neichtl Zeit all's miteinander vorbei is (Aus den "Kalendergeschichten")[http://tinyurl.com/67kz932]

Setzt er für die Städter, für die Anzengruber ja schreibt, jedesmal zum geliebten "Neichtl" die "Zeit" hinzu, damit das Wort verstanden wird?
* d'rüber vergeht auch a neichtl Zeit
* allweil nach oan kloan Neichtl Zeit
* in ein Neichtl Zeit schau' ich koan Narr'n nimmer gleich

- Oder aber bedeutet für ihn "ein Neichtl" einfach nur 'ein bisschen'?

Da ist nämlich auch noch Anzengrubers Satz: "da drein steht alles Verborgene und alles Offenbare verzeichnet und noch a Neichtl drüber"[http://tinyurl.com/3spzdes] ,
* und da ist weiters der Satz einer Gesprächspartnerin von Enrica v. Handel-Mazetti: " 's Heimweh hört a Neichtl auf, und die Zeit vergeht ihm no amal so schnell" - [http://tinyurl.com/3pzcolq] -
* sowie im Roman "Der letzte Baum" (1908) des Böhmerwalddichters Josef Gangl:
"Nur ein klein's Neichtl zu lustig und zu stolz war er mir." , was in der Anmerkung erklärt wird: "Neichtl: Ein Restchen; ein weniges" (Deutsche Arbeit: Band 7 Gesellschaft zur Förderung Deutscher Wissenschaft, Kunst und Literatur in Böhmen, 1908, S 232)

Wenn dem so ist, gäb's u.U. eine mögliche sprachgeschichtliche Erklärung:
Mittelhochdeutsch gab's ein "iht"[içt] = 'etwas', entstanden aus "ie wiht" ('irgendein Ding'), dazu die Negation "ni(e) wiht", die zusammengezogen zu unserem "nicht" wurde (Das -s bei 'nichts' stammt vom Genitiv "ihts" - 'des Dings').
Falls nun im Böhmerwaldraum das "i(e)ht" zu einem langen wurde, könnte es wie die anderen langen -i- zu -ei- geworden sein (min, din, sin > mein, dein, sein; zit>Zeit; wip>Weib), also i:cht > Eicht und entsprechend niewiht > ni:cht> Neicht + Verkleinerungsnachsilbe -el > "Neichtl".
Das anlautende N- ginge dann zwar einerseits auf die Verneinung von "etwas" zurück, mag andererseits aber daneben auch durch Abtrennung vom unbestimmten Artikel "ein Eichtl" entstanden sein, sodass das "Neichtl" keine negative Bedeutung mehr hatte und nur in der Bedeutung "etwas, ein bisschen" gleich wie das "Eichtl" verwendet wurde.
Der häufige verbundene Gebrauch von "Neichtl" + "Zeit" dürfte schließlich durch Bedeutungsübertragung zum dzt. "Neichtl = wenig Zeit" geführt haben.

Kommentar am 23.06.2011
Im Englischen aus dem ´Koschutnik´ das sehr passende Beispiel ´a nadder > an adder´ gebracht hat, gibt es aber laut ´Neophilologus Volume 64, Number 1, 109-112´
[http://www.springerlink.com/content/q33320r52l743755/]
Beispiele für ´nasal shift´ in beide Richtungen: ´an ekename > a nickname, an ewt > a newt, an otch > a notch´.
Vielleicht gibt es in beiden Sprachen die gleichen Beweggründe für diesen ´shift´.


Kommentar am 23.06.2011
Zu klären wäre also ´nur´ noch die Frage:
Stehen ´Eicht´ und ´Neichtl´ unabhängig nebeneinander > dann: zwei Einträge, oder
ist Neichtl die Aussprache von Eicht?
´Native Speakers´ bitte melden!

Kommentar am 23.06.2011
Auch im Pustertal hat Johann Baptist Schöpf, der Vater (Großvater) der Tiroler Mundartforschung, "neichtl" gefunden, und zwar in der Bedeutung 'wenig, ein bisschen', und er beschreibt es als "wahrscheinlich eicht mit präfigiertem -n".
(Tirolisches Idiotikon, Innsbruck, 1866, S.464) [http://tinyurl.com/5tdy5hr]
Es ist also nicht nur Aussprache, wie ja auch die lit. Verwendungen (Anzengruber etc.) zeigen.

Kommentar am 23.06.2011
eine Weile gesucht: kurze Zeit:

Eichterl, auf ein Eichterl = auf kurze Zeit, ein Weilchen
(auch "a Neichtl" oder "a Neichterl" = an Eichtel)
[mhd. ûhte / uohte = Zeit der Dämmerung, auch Nachtweide des Viehs]

A lustigö Eicht, Spruchgedicht von Franz Stelzhamer
A lustige Eicht
hat der Herrgott selm gweicht,
selm gweicht und selm gsegnt,
ruck en Huat, wanns da gegnt.
(andere Version)

A lustigö Aicht Hat da Herrgott selm gweicht,
Selm gweicht und selm gsegnt:
Ruck ön Huat, wanns da gögnt.

[http://tinyurl.com/6kmls7p]

Kommentar am 18.11.2012
In Kärnten unbekannt Ich muss die Beurteilung für Klgft. anzweifeln.

Kommentar am 18.11.2012
@ chaimulja : Inwiefern musst du die Beurteilung für Klgft. anzweifeln ?
Qualität= 0 bedeutet: "Kann ich nicht beurteilen"
Bekanntheit= - 50% bedeutet: "Kenne das Wort nicht"

Ehe ich mich damit befasste, kannte ich es nicht, ich weiß aber nicht, ob es andere in Kärnten kennen.
Beurteile doch auch du - dazu ist das grüne +/- ja da!

Kommentar am 09.03.2017
kurzzeitig

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a Neichtl






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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