Dein Österreichisches Wörterbuch

geil

üppig


Art des Eintrag: Adjektiv

Erstellt am: 25.01.2007

Bekanntheit: 76%

Beurteilung: 50 | 1

Kommentar am 25.01.2007
"geil" wird/wurde im oberösterreichischen Dialekt auf diese Art verwendet:

neue Mundart üppig, gewachsen (Pflanzen), fett (Speisen, Fleisch) "dös Össn is ma z'geil!"

geil, geili(g): (alte Mundart) weich, zart, a geilige Händt - zarte Hand; "der Kohlrabi is geili(g)" - zart, nicht holzig; "Du bist in Gsicht noh geil" - jung, zart

Übertragen auf den Menschen: sinnlich, lüstern, "a geiler Kundt"

Mittelhochdeutsch: "geil" bedeutete auch "von wilder Kraft; lustig, fröhlich", bevor ein Bedeutungswandel eintrat

Kommentar am 25.01.2007
Torten mit Buttercreme werden oft als geil bzw. geilig bezeichnet.

Kommentar am 29.06.2007
Leider irrtümlich einen Nuller beim Beurteilen abgegeben. zum Kommentar vom 26. Jänner d. J.: die spezifisch Österreichische Bedeutung hat mit der gemeindeutschen nur die Abstammung gemein. Der Eintrag steht also hier voll zu Recht.

Kommentar am 05.12.2008
geil-ueppig Zu meiner Schulzeit gab es noch das Oesterreichisch Woerterbuch in dem das Wort geil mit ueppig oder fette Speisen bezeichnet wurden. Mir selbst ist das Wort in diesem zusammenhang gelaeufig auch wenn bei uns im der Stmk. gern gallig gesagt wird. Wobei das leider falsch ist, gallig ist bitter! Nachzulesen im Oesterreichischen Woerterbuch aus den 70ern Lg. Madfox180

Kommentar am 06.12.2008
"geil" hat sich ganz schön entwickelt: Althochdeutsch: 'geil' = von wilder Kraft, übermütig, mutwillig, üppig, überaus freudig" Altenglisch 'gal' = stolz: übermütig; lustig; lüstern Norwegisch 'gil' gärend (Bier) Gotisch: 'gailjan' = erfreuen, zu Indogermanisch *ghoilos = aufschäumend; gärend WAHRIG, Dt. Wb. sagt, ein kräftiger, fetter Boden sei 'geil'; und üppig wuchernde Pflanzen seien ebenfalls 'geil'. KNAUR-Rechtschreibung gibt als 1. Bedeutung an "kräftig, üppig (Pflanze) DUDEN Etymologie sagt dazu:veraltet BÜNTIG, Deutsches Wörterbuch (1996, aus einem Schweizer Verlag): 1. sexuell erregt 2. [jgdsprl.] interessant u. beeindruckend; toll, super 3. jem. oder etwas heftig begehren, in seinen Besitz bringen wollen Mein ÖWB meint, "widerlich" sei ein wesentliches Element:'geil' seien z.B. eine widerlich fette Speise oder ein widerlich lüsternes Grinsen. Das ÖWB ist das einzige, das 'geil' auch auf Speisen bezieht, wie es auch in bürgerlicher Gesellschaft völlig selbstverständlich verwendet wurde.

Kommentar am 07.06.2009
Ergänzung Wald/Weinviertel: "geil" wird nicht nur im sexuellen Sinn verwendet sondern auch als Beschreibung für Torten oder Cremen im Sinn für Fett - unangenehm, ekelig, wiederstehend fette Füllungen

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geil






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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