Dein Österreichisches Wörterbuch

stibitzen

stehlen (flauchen)


Erstellt am: 25.04.2006

Bekanntheit: 60%

Beurteilung: 3 | 1

Kommentar am 28.08.2010

  • Lessing, Goethe aund Kleist haben´s auch schon und
  • *der Schlesier Gerhart Hauptmann ( Adelheid: "Ja, ja, wennt man wah wär. Det is ja stibietzt ..." "Der Biberpelz. Eine Diebskomödie", 1906, S. 64) und
  • der Schleswig-Holsteiner Nobelpreisträger Theodor Mommsen ( "der Koch, der nicht bloß mit unerhörten Saucen zu renommiren versteht, sondern auch wie ein gelernter Dieb zu stipitzen" , "Römische Geschichte" Bd. 1, 1888, S. 892) und
  • die Schweizer Jeremias Gotthelf und Gottfried Keller auch:
    "Es handelte sich nicht um jene höhere Schönmalerei, wie sie der Motive stibitzende Meister handhabte, ich aber nicht bewältigen konnte"(G. Keller: "Der grüne Heinrich", List, 1966, S. 727)
  • Seit Anfang des 18. Jh. findet sich das umgangssprachliche Wort, das das Entwenden fremden Eigentums ziemlich verharmlost, in deutschsprachigen Quellen immer wieder. Spez. österr. ist es eindeutig nicht!

    Reinecke, der Fuchs, der sitzt
    lichtscheu in der Erden,
    und verzehrt, was er stipitzt,
    ohne fett zu werden. (Heinrich v. Kleist) "bi-Sprache"? Es könnte Schüler-Ursprung haben - die "bi-Sprache" gibt´s seit dem 16. Jh. In manchen dt. Gegenden existiert fürs Klauen tatsächlich auch "stitzen" - und es gibt auch "stritzen" sowie "stribitzen", die sind allerdings alle lokal geblieben.

    Kommentar am 29.08.2010
    Auf der einen Seite könnt´ man jetzt sagen: Na gut, DAS ist also nicht wirklich österreichisch,
    auf der anderen Seite aber auch:
    Österreich ist viel größer, als man denkt ...
    Was will ich damit ausdrücken:
    Es gibt Worte, die unsereiner ung´schauter als ´österreichisch´ durchgehen lassen möchte, die sich aber bei genauerer Betrachtung als gar nicht dessen würdig erweisen.

    Kommentar am 19.07.2011
    Bedeutung: heimlich und listig Kleinigkeiten entwenden Ob "stibitzen" wirklich österreichisch ist, habe ich nicht rausfinden können, aber "flauchen" steht unter der deutschen Bedeutung, ist aber österreichisch. Mein Vorschlag: Bedeutung: stehlen, heimlich und listig Kleinigkeiten entwenden

    Kommentar am 03.08.2013
    Noch allerhand zu diesem Kuckucksei, da es nicht und nicht entfernt wird: Auf DWDS findet sich zu stibitzen als Etymologie nach Wolgang Pfeifer:
    Vb. ‘heimlich und listig Kleinigkeiten entwenden’, in den Mundarten (stibitzen, stipitzen, stiwitzen, stripitzen) verbreitetes, seit dem Anfang des 18. Jhs. auch in der Studentensprache bezeugtes Verb. Etymologie ist nicht geklärt. Vielleicht ist es eine durch Einfügen der Lautgruppe -bi-, -pi- gestreckte Form von mundartlichem stīzen, strīzen‘stehlen’. ; Einfluß von nd. stippen ‘sich eine Sache aneignen’, eigentl. ‘durch Eintunken erwerben’ (s. d.), rotwelsch ‘kleinere Gegenstände stehlen’, schwäb. stippen, stibben ‘einen Stoß geben, betteln’ ist möglich. )

    DWDS bringt dann als eins der Synonyme: „böhmisch einkaufen (östereichisch umgangssprachlich),“ )
    Und unter den 100+ Belegen findet sich etwa:
  • Theodor W. Adorno: » Die List der ohnmächtigen Hasen erlöst mit ihnen selbst den Jäger, dem sie seine Schuld stibitzt« („ Minima Moralia“, Frankfurt 1951)
  • »Und als nun Caspar wissen wollte, wie das zugegangen, stibitzten sie ihm die Erklärung vor der Nase weg, indem sie alle zwei händefuchtelnd auf ihn einredeten« („Caspar Hauser“, Berlin 1908) )
  • Hans Reimann: » … enthält die Studentensprache, die im 17. und 18. Jh […]aus dem Rotwelsch mehrere Koddrigkeiten übernahm. Studentische Bildungen sind: Fidibus, flott (schwimmend), Knote, sich löffeln, Mucker, Philister, prellen, Prolet, pumpen, Schwulitäten, stibitzen (und nicht "stiebitzen", wie oft zu lesen ist! « („Vergnügliches Handbuch der Deutschen Sprache“, Düsseldorf 1931)
  • Alois Wohlmuth: » In der Abenddämmerung schlich er sich zu den Birnen, stibitzte von dem Verkaufstisch eine der ersehnten Früchte und brachte sie mir triumphierend. « ( „Ein Schauspielerleben, Ungeschminkte Selbstschilderungen von Alois Wohlmuth“, in: Oliver Simons (Hg.), Deutsche Autobiographien 1690 - 1930, Berlin 2004 )
  • Felix Graf von Luckner:»Aus Marmeladenbüchsen wurden von den wirklich Eingeweihten Handgranaten hergestellt mit Hilfe eines Sprengstoffes, den meine Jungs einem Farmer, bei dem sie Baumwurzeln sprengten, stibitzt hatten.« ( „Seeteufel“, Herford 1921)


  • Kommentar am 05.08.2013
    Auf den Seiten der "Retropedia FAST VERGESSENE WÖRTER" ([http://tinyurl.com/q5zkqho)] ist zu lesen:
    " Stibitzen einen Bagatelldiebstahl begehen
    ..........
    Stibitzen gehört, ebenso wie z. b. mausen, klemmen, klauen, zu den zahlreichen mildernden und abschwächenden ausdrücken für stehlen" – in konsequent moderner Kleinschreibung drücken die Gebrüder Grimm hier in ihrem deutschen Wörterbuch die alte Einsicht aus, dass Stehlen eben nicht gleich Stehlen ist. Die Wortherkunft ist unbekannt, doch gab es viele umgangssprachliche und mundartliche Formen bis dann das „stibitzen" über die Studentensprache im 18. Jahrhundert Eingang in die lexikalisch belegte Sprache fand. Stibitzt werden und wurden vor allem kleinere Gegenstände und Genussmittel – vielleicht weil Stibitztes gar nicht dick machen soll? So dichtet jedenfalls Kleist: „Reinecke, der fuchs, der sitzt lichtscheu in der erden und verzehrt, was er stipitzt ohne fett zu werden." "

    Weiterhin sehr ausführlich erklärt bei Jacob und Wilhelm Grimm im Deutschen Wörterbuch, siehe: [http://tinyurl.com/pj2uubj]

    Außerdem, dieses "flauchen" im Sinne von "stehlen" dürfte wohl nur in bayerisch-österreichischen Landen in Gebrauch sein. Für dieses Wort gibt es in D eine andere Bedeutung - siehe [http://www.sz-online.de/nachrichten/braune-suppe-bedroht-urlaubsparadies-spreewald-2492609.html] - "Braune Suppe bedroht Urlaubsparadies Spreewald
    Zuflüsse aus stillgelegten Braunkohletagebauen trüben die Tourismusfreuden.
    Die Werte liegen ein Vielfaches über den erlaubten Limits für Trinkwasser – aber das Wasser trinkt ja auch niemand. Jedenfalls kein Mensch. Dafür aber Fische und Frösche und was sonst noch so kraucht und flaucht an den südlichen Ausläufern der Spree. Darum treibt die bedrohlich zunehmende Braunfärbung der Spree in der Lausitz den Anwohnern immer größere Sorgenfalten auf die Stirn."

    Kommentar am 05.08.2013
    Auch dieses "stibitzen" sollte entfernt werden: [http://www.ostarrichi.org/buch-4706-3799-stibitzen.html]

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    stibitzen






    Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
    Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

    Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

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