Dein Österreichisches Wörterbuch

Noagerl , das

Getränke- oder Speiserest


Art des Eintrag: Substantiv

Kategorie: Essen und Trinken

Erstellt am: 12.01.2006

Bekanntheit: 8%

Beurteilung: 11 | 1

Kommentar am 20.02.2015
Mir bekannt, aber in Wien nicht üblich.

Kommentar am 20.02.2015
-oa- ist nicht Wienerisch, dort Nagerl zu erwarten, das ich allerdings nicht kenne

Kommentar am 20.02.2015
Noagerl ist eigentlich ein Ausdruck unserer Eltern und Großeltern in NÖ. Die Jugend kennt diesen Ausdruck nicht mehr.

Kommentar am 20.02.2015
Kenne ich weder aus Kärnten noch aus Wien

Kommentar am 21.02.2015
Hab' ich schon gehört (aber eher selten) und verwende ich nicht selbst.

Kommentar am 21.02.2015
Schon gehört und ich verwende es auch!

Kommentar am 21.02.2015

Noagerl, das = Neigerl, was zur Neige geht, Bierrest
Otto Ernst Breibeck, „Nacha treibt's zua. Das Haberfeldtreiben, ein altes bayrisches Sittentribunal, Ehrenwirth, München 1979:https://books.google.at/books?id=N-IZAAAAMAAJ&q=Neigerl++Noagerl&dq=Neigerl++Noagerl&hl=de&sa=X&ei=MqvoVJvpDOHCywOMRw&ved=0CCAQ6AEwAA
Die Erklärung ist sachlich durchaus einleuchtend und die Annahme, dass bairisches -oa- einem hochsprachlichen -ei- (Neige) entspricht, ist korrekt. Merkwürdig dabei ist allerdings, dass das Ausgangswort „Neige“ sicherlich kein im Dialekt gebräuchliches Wort ist. Ab dem 15. Jh. wurde „die Neige“ jedoch tatsächlich als „letzter Inhalt eines Gefäßes, Rest“ verstanden. Sollte die Erklärung nun zutreffen, besteht jedoch keinerlei Zusammenhang mit der Nagelprobe, wie er durch heinzpohls Bemerkung (Sept. 2012) zum früheren, mühsam standardiserten Eintrag von Neigerl (Russi, April 2006) angedeutet wird: „eher Nagl (im Wort "Nagelprobe"), daneben auch -oa-“. Die Wiener (und Kärntner) Form des Noagerls wäre allerdings, wie ja auch heinzpohl sagt, ein „Nagerl“ - und dieses wäre ein Homophon de kleinen Nagels, der jedoch wiederum (fast) nichts, bzw. nichts mehr mit den Näglein des bekannten Wiegenliedes zu tun hat („Guten Abend, gut’ Nacht, mit Rosen bedacht, mit Näglein besteckt, schlupf unter die Deck“), denn diese Näglein sind Nagerl oder „Nagalan“, die als Nägelchen zu niederdeutschen Negelkin und Neilkin und schließlich (früher Blumenimport aus Holland?) zu den hochsprachlichen Nelken geworden sind. Nur "fast" nichts miteinander zu tun haben Nelken-Näglein und Nagel-Näglein insofern, als der urspr. Name der Wildblume durch deren Ähnlichkeit mit einem mittelalterlichen handgeschmiedeten Nagel entstanden war.

Kommentar am 23.02.2015
Vgl. die Einträge 1. ) Noagl = kleine Menge einer Flüssigkeit (von chubb, Okt. 2008) 2.) Noagal = abgestandenes, halbvolles Bier (von: uhunochmwoidbrand, Sep. 2006) und 3.) Neigerl das, -s, -n [ Noargerl ] = Getränkerest (von Russi, Apr. 2006 in „offizieller“ Schreibweise)

Kommentar am 24.02.2015
wird auf jeden Fall in Bayern für kleine Getränkereste in Bier- oder Weingläsern verwendet. Und nach Familienfesten durften wir Kinder immer die "Noagal" trinken.

Kommentar am 24.02.2015
Auch Peter Rosegger hat's gekannt, aber für seine vielen deutschen Bewunderer "offiziell" verschriftlicht - und es ist ja schon über ein Jahrhundert her:
Bis aufs Neigerl haben wir die Suppe ausgelöffelt.
Peter Rosegger, „Waldheimat“, Gesammelte Werke Bd. 13, L. Staackman, Leipzig 1914, S. 96:https://books.google.at/books?id=U3s5AAAAMAAJ&q=Rosegger+Neigerl&dq=Rosegger+Neigerl&hl=de&sa=X&ei=JULsVJmMOsKnygPOrYHgDQ&ved=0CCQQ6AEwAQ


Um neue Kommentare einzufügen oder an einer Diskussion teilzunehmen, einfach auf das Österreichische Volkswörterbuch gehen.

Noagerl






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich verwendeten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als wissenschaftliches Werk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprachvariation interessierten Personen.