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Agiotage, die

unerlaubter Handel mit Eintrittskarten (s. Duden)


Erstellt am: 03.02.2016

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Beurteilung: 3 | 1

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Kommentar am 04.02.2016
Nicht nur mit Eintrittskarten, und unerlaubt nicht unbedingt: Karl Kraus hat über solchen Schleichhandel-/Schwarzmarkt-Wucher, als welcher der Agiotage-Begriff hier gedeutet ist, auch anderswo gemeckert:

Wir erfahren, dass sich in Wien ein förmlicher Telephonhandel entwicket hat, eine Agiotage, die vom Handelsministerium künstlich gezüchtet werde. Es gibt Leute, die ein Geschäft daraus machen, sich ein Telephon zu verschaffen und nach einigen Wochen um mehrere hundert Gulden zu verkaufen
Karl Kraus, Die Fackel, 3,2:http://tinyurl.com/gqjtbnp
Aber auch ein nettes Beispiel für diese spezielle Eintrittskartenwucher-Verwendung von "Agiotage" von Karl Kraus hab ich gefunden (ansonsten bedeutet das Wort auch in Österreich das, was es in Deutschland und international bedeutet: Spekulationsgewinn), und zwar sowohl in Philipp Vandenbergs Katharina Schratt-Biographie als auch in der Anekdotensammlung von Georg Markus („Schlag nach bei Markus“): 1903 spielte die Freundin des Kaisers nämlich in einem Lustspiel im Volkstheater die Kaiserin Maria Theresia, was Karl Kraus den "Gipfel der Geschmackslosigkeit" nannte. Die Reklame für das Auftreten der Schratt war gewaltig. Sie werde in ihren eigenen Kleidern spielen und ihren eigenen Schmuck tragen, hieß es, und ganz Wien gierte also danach zu sehen, was ihr der Kaiser wohl alles geschenkt hatte.
In der "Fackel" wetterte Karl Kraus: "Die Sensation verlief programmgemäß. Die in- und außerhalb der Volkstheaterkasse etablierte Agiotage feierte Orgien, die gewiss nicht in der schauspielerischen Anziehungskraft der Frau Schratt begründet sind. Frecher Reklameeifer, der noch ein Übriges tun zu müssen glaubte, ließ verkünden, der Kaiser werde der Premiere beiwohnen."
Philipp Vandenberg, „Die Frühstücksfrau des Kaisers: Vom Schicksal der Geliebten“, 2014:http://tinyurl.com/jp2dwl5


Kommentar am 04.02.2016
Im 19. Jh. war der Begriff auch außerhalb der Börse verhältnismäßig populär, so liest man etwa im „amerikanischen Kulturbild“ des 1821 auf der Wiener Laimgrube geborenen Ferdinand Kürnberger:
Um einen Kopf mehr gedacht, um eine Hand mehr gerührt auf meinem Farm, erhöht seine Rente. Ich treibe Agiotage mit meiner Gastfreundschaft
Ferdinand Kürnberger, „Der Amerika-Müde. Amerikanisches Kulturbild“, Frankfurt 1855, Deutsches Textarchiv:http://tinyurl.com/zfkxgd3


Kommentar am 21.05.2018
Meiner Meinung nach ist das ein Ausdruck aus dem Börse-Wesen, nichts Österreichisches

Kommentar am 21.05.2018
Wie mit Beispielen ja eindrucksvoll belegt worden ist, hat(te) das Wort neben der spezifischen Börsen-Bedeutung eben hierzulande noch eine 2. Bedeutung, und dieser österreichischen Besonderheit gilt der Eintrag. Duden online bestätigt es übrigens auch: "BEDEUTUNGSÜBERSICHT: 1. (Börsenwesen) Spekulationsgeschäft durch Ausnutzung von Kursschwankungen an der Börse 2. (österreichisch) unerlaubter Handel mit Eintrittskarten"

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Agiotage, die






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich verwendeten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

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