Dein Österreichisches Wörterbuch

Pfeifendeckel , der

Offiziersdiener


Art des Eintrag: Substantiv

Kategorie: Humorige Bezeichnungen

Erstellt am: 10.05.2015

Bekanntheit: 0%

Beurteilung: 2 | 3

Kommentar am 10.05.2015
Das Wort, das - bes. im Schwäbischen - als Ausruf für "im Gegenteil!" verwendet wird und sonst im Binnendeutschen für "dümmlicher Mensch" steht, war in der Armee des alten Österreich die gedankenlos-übliche Bezeichnung für den Offiziersdiener und hat als "pfajfendeckel" auch in die polnische Literatur der Zwischenkriegszeit Eingang gefunden (Alois Wolden, "Der Österreich-Mythos in der polnischen Literatur", Wien 1996[http://tinyurl.com/laq47oz]

Jedenfalls hatte ich mir mein Zusammentreffen mit Österreichs berühmtestem General anders vorgestellt. Dass ich neben ihm am Frühstückstisch werde sitzen dürfen, während er gemütlich seinen Kaffee trank, den ihm sein Pfeifendeckel - so nannte man die Offiziersdiener - einschenkte, das hatte ich nicht erwartet.
Ernst von Nadherny, „Erinnerungen aus dem alten Österreich“ ( Wien 2009 ):http://tinyurl.com/nwtzbuv
Am Abend bei der Befehlsausgabe hieß es unter anderem: „Der Trainsoldat Michael Macher von der Traineskadron Nr. 82 hat heute noch abzurüsten und geht im Transportwege nach Sarajevo mit der Bestimmung als Offiziersdiener für den dortigen Divisionskommandanten, Herrn Oberstleutnant …, ab.“ – Na schön. Da hatte ich die Bescherung. So gerne ich auch nach Sarajevo, der Hauptstadt des Wunder- und Sagenlandes Bosnien ging, so sehr widersprach es meinem Geschmack „Pfeifendeckel“ zu werden. Ich, der ich selbst ein bisschen „Herrennatur“ in mir fühlte, sollte die niedersten Arbeiten verrichten? Nein, das tue ich nicht!
Armer Pfeifendeckel! von Michael Macher, Menschen schreiben Geschichte.at:http://www.menschenschreibengeschichte.at/cms/index.php?pid=30&ihidg=13277&kid=1181
Ein Soldat - der Pfeifendeckel, aber diesen Ausdruck durfte man wahrscheinlich in der Wehrmacht gar nicht gebrauchen - brachte köstlichen Kaffee. Es ging zu wie im Frieden.
Gottfried W. Stix, „Im Licht von hundert brüchigen Jahren“ ( Wien 2004):http://tinyurl.com/pabbglg
Als Offiziersdiener („Putzfleck“ oder auch „Pfeifendeckel“ genannt) assistiert Schwejk bei den amourösen Eskapaden des Oberleutnants
Wikipedia, Der brave Soldat Schwejk:https://de.wikipedia.org/wiki/Der_brave_Soldat_Schwejk


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Pfeifendeckel






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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