Dein Österreichisches Wörterbuch

Hascher , der

bedauernswerter Mensch


Art des Eintrag: Substantiv

Kategorie: Zwischenmenschliches

Erstellt am: 14.12.2013

Bekanntheit: 93.3333%

Beurteilung: 3 | 4

Kommentar am 14.12.2013
Nicht jedes Hascherl, das größer wird, Hascherl
wird ein Hascher.
Der ist so bedauernswert, dass er der fast immer vorhandenen Beifügung "arm" eigentlich nicht bedarf:
»Sopherl war aufgestanden, sie fasste den Kopf der Magd zwischen beide Hände: „O du Hascher, du armer Hascher, du, was musst du ausgestanden haben?!“ Sixtin saß schweigend, plötzlich hob sie unter den Händen des Mädchens den Kopf empor und sagte leise: „Jetzt dürft' wohl bald dein Bub' kommen." « (aus Ludwig Anzengrubers Erzählung, „Hartingers alte Sixtin“ )

Anton Wildgans reimte eine Tischkarte: »Auf diesem Platz sitzt Ernestine, Begreiferin der Violine. Auch sonst begreift sie manches rascher Als ihre Schwestern, die armen Hascher.« Dass jedoch auch die Haschisch konsumierenden "Hascher" im Grunde nur arme Hascher sind, wollen weder sie selber noch das Gesetz wahrhaben.
Die Haschisch konsumierenden „Hascher“ sind übrigens mit den von Marco Polo beschriebenen mörderischen, wenn eingerauchten „Assassinen“ des „Alten vom Berge“ höchstwahrscheinlich namensverwandt, während sich die übrigen österr. Hascher(-ln) vom mittelhochdeutschen ‚hæchen, hêchen’( = jammern, schluchzen) herleiten.

Kommentar am 08.01.2014
Aus alter Zeit: Noch ehe aus den slowenischen Mundarten eine Standardform des Slowenischen gebastelt worden war und bevor die Slowenen die tschechische Haschek-Erfindung übernahmen, verfasste Anton Johann Murko sein "Deutsch-slowenisches und slowenisch-deutsches Handwörterbuch" der "Volkssprecharten der Slowenen in Steiermark, Kärnten, Krain und Ungarns westlichen Distrikten" (Graz 1833), und in dessen Slow./Dt-Band findet sich der "arme Hascher" gleich 3x:* in Spalte 512: "Siromàzhek m.d. ein armer Narr, armer Hascher". (zu 'siromáshk' = arm, 'siromáshtvo' = die Armut, und das "d." steht für Diminutivum - im Slowenischen! Der Hascher hingegen ist kein Hascherl.)
* in Sp. 562: "Ubòshiz, ubóshzhik m. der Arme, ein armer Hascher" (zu ubóg- arm)un<
* in Sp. 693 "Vbòshzhik m. d, ein armer Hascher" (zu 'vbòshen' = arm, verarmt, bedauerungswürdig)

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Hascher






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
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