Dein Österreichisches Wörterbuch

Fleidn

Abfall von gedroschenem Getreide (Spelzen, Grannen)


Art des Eintrag: Substantiv

Kategorie: Essen und Trinken, Natur

Erstellt am: 01.08.2011

Bekanntheit: 50%

Beurteilung: 2 | 3

Kommentar am 01.08.2011
Da sieht man wieder einmal, wie ökonomisch die Mundart sein kann: Statt "Buchweizenschalen" sagt man in Kärnten "Hadnfleidn" und spart gleich 7 Buchstaben!

Kommentar am 05.08.2011
eigentlich kenn ich dieses Wort nur als "Fleidn" (Fleidensack)

Kommentar am 05.08.2011
"Fleidn" aus Villach ("Kärntnerisches Wörterbuch") : * "fleidn": Schale vom Getreide; Kleingeld [http://villacher.net/weatabuach/wbuach.asp?pageno=11&buchstabe=f]
* "Fleidn" (= Spreu") [http://www.zeithaben.at/DE/dialekte_2_14_DE.html]
* Und hier: Dås Trad wird von die Fleidn getrennt, wo Sieb´ und Reitern z´brauchn send. Aus: "Vom Trad zan Brot" (5. Strophe), in: Kärntner Bauernkalender 2009, Seite 164: [http://tinyurl.com/3mqnqhw]
* Wissenschaftlich: Vereinzelt geht man auch heute noch beim „Fleidn- Absiadn" für die Schweine im Winter so vor: Die Steine, die gewöhnlich nur in der Glut des offenen Herdes erhitzt werden, gibt man in ein Schaff mit „Bluamach" oder „Fleidn" und Wasser. (Oswin Moro,"Volkskundliches aus dem Kärntner Nockgebiet: Volksmedizin, Volksglaube, Volksdichtung, Volkskunst, Hofwesen und Arbeitsleben", Klagenfurt 1952, S. 14)

* "Fleidn" im Kärntner Dialektwörterverzeichnis ("Idiotikon") in Bd. 50 (1860), S.184 der "Carinthia I", : "Die feinste mittelst einer Windmühle vom Getreide gesonderte Spreu" [http://tinyurl.com/3mpaedu]
* Und noch ein eigenartiges ergoogeltes Zitat: "Mir kan decht önn Traid nit mit de Fleidn vergleichen!" sait dyr Trechtein. ('Trechtein' = Herr Gott, von ahd. 'truhtin', der Herr)

Kommentar am 03.05.2016

In den ersten Jahren meines Gutsbesitzes hatte ich die Gepflogenheit, einen Theil meines Winterfutters, vorzüglich für Kühe, bestehend in 1 1/2 Zoll langen Häckerling von Stroh, Heu, Grummet oder Klee, dann Spreu (Fleiden) mit heißem Wasser abbrühen zu lassen. […] Ich ließ nun das Futter, nachdem es volle zwei Tage gestanden, in meiner Gegenwart herausnehmen, fand selbes vor Hitze rauchend, und nicht nur allein die Fleiden und der Häckerling, sondern selbst Rüben und Kartoffeln durchbrüht und völlig erweicht. Mit welcher Lust und Begierde das Vieh dieses Brühfutter fraß, war zum Erstaunen
Carinthia 27. 2. Hornung (1837):http://tinyurl.com/zqcumsl
Über der Werkstatt ist auf der Pograt ein Verschlag angebracht, in dem sich Fleiden befinden. Über dem östlichen Teile des Solders ist auf der Pograt Heu eingelagert.
Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 39/40 ( 1909):http://tinyurl.com/hdkrzl9
Der Raum über der Prunkstube und der Zeugkammer dient als Fleidenkammer.
Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien 35 (1905):http://tinyurl.com/zstoska


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Fleidn






Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein umfangreicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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