Dein Österreichisches Wörterbuch

Kachel , der

Nachtgeschirr


Art des Eintrag: Substantiv

Erstellt am: 08.12.2008

Bekanntheit: 28%

Beurteilung: 2 | 2

Kommentar am 08.12.2008
Noch ein Nachtscherben Ein ähnliches Verhältnis zwischen "die Kachel, f." und "der Kachel, m." wie bei "die Scherbe, f." und "der Scherben, m." (= Topf, vgl "Grantscherben" = Sauertopf)
Etymologie:
Griech. 'kakabos' = Schmorpfanne
lat. 'caccabus' = Tiegel, Pfanne
vulgärlat. 'caculus' = Kochgeschirr ahd. 'chachala' = Topf aus Steingut. Als "Topf", "Kochtopf" gibt's den 'Kachel' in Schwaben und im Plattdeutschen ( ähnlich auch im Dänischen und im Schwedischen!) - aber im südbairischen Raum (K, T) und auch in der Stmk hat der Topf eine solche Bedeutungsverengung für nächtlichen Gebrauch erlebt, dass kaum jemand mehr daraus essen möchte.

Kommentar am 23.12.2016
Die Verwendung eines Kachels fürs nächtliches Wasserlassen war also weit verbreitet, sodass kaum jemand im südbair. Sprachgebiet Kachel noch mit einem Gefäß für Speisen in Verbindung brachte, doch Ausnahmen für einen häuslichen Einsatz von Kacheln gab es, wie etwa das Grimm'sche Deutsche Wörterbuch zeigt:

kärnt. z. b. schmalzkachel (masc.)
Grimm, Deutsches Wörterbuch:http://tinyurl.com/y74kvfgz
Im Alemannischen jedoch ist offenbar nun nur noch das feminine Genus bei "Kachel" gebräuchlich, wohl weil das Wort seit Jahrhunderten mehrheitlich als derbe Bezeichnung für weibliche Wesen und extraderb (vom Gefäß übertragen: "Brunzkachel") auch für deren Scham gebraucht wurde - doch eben nicht ausschließlich:
Nicht selten wurde der Inhalt der "Brunzkachel" am Morgen einfach zum Fenster hinaus auf die Gasse geschüttet
Peter Rolf Lutzeier, Wörterbuch des Gegensinns im Deutschen, Bd. 2 H-K (2012). zit. Peter Hoppe, Die Zuger Ökihöfe (2006):http://tinyurl.com/yao2wwsf


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Kachel






Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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