Dein Österreichisches Wörterbuch
Scherm , der
Nachttopf
Art des Eintrag: Substantiv
Erstellt am: 11.07.2005
Bekanntheit: 77%
Beurteilung: 53 | 3
Beispiel am 11.07.2005
Beispiel:
Jetzt haben wir den sprichwörtlichen Scherm auf. [Die Presse 18.7.2003]
Kommentar am 17.03.2014
Geistreich, geistreicher, am geistreichsten: "Scherm , der , Aussprache: Scheam"
Die Aussprache der Aussprache, Oder: Der Sieg der Volksverdummung durch die Presse
- ja, auch durch "Die Presse" (s. Russis "Beispiel"!
Oder: Wie man eine neues Wort erfindet ("Scherm"), wenn man das alte ("der Scherben") nicht mehr kennt oder kapiert.
Russi meint sogar bereits zu wissen, dass sein Scherm einen Genitiv "des Schermes" und einen Plural "die Scherme" hat.
Wer aber heimisches Deutsch kann, der dekliniert:
der Scherben [šeəm], des Scherbens [šeəms], die Scherben [šeəm]
Kommentar am 17.03.2014
Vorschläge:
Man sollte
• erstens: Russi auf seinen fauxpas aufmerksam machen.
• zweitens: auf eine korrekte Schreibweise drängen (Scherben)
• drittens: den Bewertungskommentar heraufnehmen ( hiemit geschehen):
"Ich verwende das Wort mangels Objektpräsenz nicht (mehr). Aber liebe Erinnerungen werden wach. Im Häuschen meiner Großeltern im Wienerwald wurde der "Scherm" durchs Fenster auf die Wiese darunter entsorgt. (Typhus war in dem Dorf seltener als schwarze Blattern). Dazu noch ein vorpubertäres Scherzgedicht (gelernt im elitären Gymn. St. Pölten, um 1948); "Leopold der Erlauchte/saß auf dem Scherm und dauchte/er dauchte so lang, bis der Scherm zersprang.". 2) "Scherm" - so geschrieben - habe ich in München als Familiennamen angetroffen. Die Namensträgerin - damals um die 70 - hat nie an eine Namensänderung gedacht.. 3) Stefan George schreibt in einem erschütternden Gedicht "Die Blume, die ich mir am Fenster hege/bewahrt vorm Froste in der grauen Scherbe....". Ein Östereicher oder Südbayer hätte von "einem grauen Scherm" geschrieben - wie dann gereimt weiter? Für Mut(willige)maßungen würde ich danken."
Kommentar am 23.03.2014
Lese gerade:
Scherm
Ein Scherm ist ein einfaches landwirtschaftliches Gebäude, das dem Weidevieh auf einer Hutweide oder auf einer Alm als Unterstand dient.
Herleitung des Namens
Scherm leitet sich vom mittelhochdeutschen "scherm", in der Bedeutung von "Schirm", Schutz, bzw. Schirmdach ab.
Beschreibung
Ein Scherm ist in der Regel ein einfaches, kleineres
Stallgebäude ohne Innenraumunterteilung, das entweder als Rundholzblockbau mit Natursteinsockel ausgeführt ist, oder in Lagen oberhalb der Baumgrenze auch aus Klaubsteinmauern errichtet wurde. Im Scherm befindet sich gewöhnlich der nackte Erdboden. Die Einrichtung beschränkt sich - soferne überhaupt vorhanden - auf einfache Futterbarren. Manche Schermbauten haben unter Dach ein kleines Heulager (im Gasteinertal "Haabie" genannt), das z. B. auf der Alm bei einem vorübergehenden Wintereinbruch als Notfutter dient. Früher wurde das Dach oft als Schwerdach ausgeführt. Ein Schwerdach ist mit Holzschindeln eingedeckt und mit Steinen, die auf Rundhölzern ruhen, gesichert.
Verwendung
Kleinere Viehställe, Scherm genannt, werden dort benötigt, wo das Vieh entfernt vom Bauernhof weidet und bei Bedarf (Mittagshitze, Wettersturz) nicht in den Stall gebracht werden oder selbständig in den Stall gehen kann. Das sind und waren vom Hof entfernte Hutweiden und Almen, vor allem Hochalmen. Schermbauten gehören zu jenen landwirtschaftlichen und Almgebäuden, die aufgrund veränderter Land- und Almwirtschaft mehr und mehr abkommen. Hutweiden, auf denen die Kühe einst auch gemolken wurden, werden heute oft nicht mehr genutzt und wachsen zu, Schweine werden nur mehr selten auf der Alm gehalten.
In Almbereichen finden sich je nach Höhenlage und dort gealpter Tierart unterschiedliche Schermbauten: für Rinder, für Schafe, für Ziegen und auch für Schweine.
Quellen:
Eigenartikel von Christina Nöbauer
Leopold Ziller, „Die Salzburger Familiennamen – Ihre Entstehung, Herkunft und Bedeutung“, S. 213, Hrsg. Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, Salzburg 1986
[http://www.salzburg.com/wiki/index.php/Scherm]
Kommentar am 22.08.2019
Wer immer noch an den Nachttopf glaubt, der soll einmal scharf überlegen, worüber im Jahr 1901 ein orthografierender Archäologe in Verzückung geriet:
Mitteilungen der Gesellschaft Salzburger Landeskunde Bd. 41/42, 1901: https://tinyurl.com/y68cy6co
DWB 1854:https://tinyurl.com/y69rysux
Kommentar am 23.08.2019
Den verkehrten Verständnisweg war offenbar der "n.ö. ständische Bibliothekar Dr. I.F. Castelli" gegangen. als er schrieb:
Ignaz-Franz Castelli, Wörterbuch der Mundart in Österreich unter der Enns , 1847: [i
Kommentar am 23.08.2019
Wieder: hoppla! Leider gibt's halt keine Möglichkeit zu nachträglicher Korrektur eine Kommentars! Da also ist der URL zu Castellis "Schearm"-Eintrag: https://tinyurl.com/y22dxaax
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