Thema: anfüttern - wie Fremdes zum Beinah-Austriazismus wurde.

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anfüttern - wie Fremdes zum Beinah-Austriazismus wurde.
09.12.2011 von Koschutnig

anfüttern - wie Fremdes zum Beinah-Austriazismus wurde.
09.12.2011 von Koschutnig

Seit in Österreich die Anti-Korruptions-Gesetze zunächst verschärft und dann wieder gemildert wurden, ist das aus der deutschen Angler-Fachsprache übernommene Anfüttern in Österreich zu einem häufig und praktisch ausschließlich im Sinne der Geschäftsanbahnung verwendeten Wort geworden, wo durch natürlich völlig harmlose kleine Aufmerksamkeiten wie Festspielkarten, 3-Hauben-Lokaleinladungen u.ä. eine freundliche Atmosphäre im Umgang mit Entscheidungsträgern geschaffen wird, während das Anfüttern auf DUDEN online nur in der Angler-Bedeutung und auf deutschen Web-Seiten ebenfalls fast ausschließlich gänzlich apolitisch und höchst selten in anrüchigem Sinn zu finden ist.

Wenn das Anfüttern in dem in Österreich selbstverständlichen übertragenen Sinn aber auch in dt. Quellen aufscheint, muss der Zusammenhang gelesen werden, z.B.:

*DIE ZEIT :<i>Österreichchef von J. P. Morgan: » Das Anfüttern auf Firmenkosten ist tatsächlich vorbei. Vielen Spitzenköchen und Wirten ist dadurch ihre lukrativste Klientel abhandengekommen.</i>( 05.07.2009)

* <i>Jedermann «, schallt es durch Salzburg - Anfüttern ist wieder erlaubt … Erst nach Ermahnungen internationaler Gremien schlug im Jahr 2007 die damalige Justizministerin Maria Berger ein neues, verschärftes Korruptionsstrafrecht vor, das bald darauf beschlossen wurde. Das Gesetz enthielt zwei wesentliche Neuerungen: zum einen die Strafbarkeit des sogenannten <b>Anfütterns</b>, bei dem sich jemand das Wohlwollen eines Beamten durch kleinere Zuwendungen über einen längeren Zeitraum hindurch erkauft…. Das Anfüttern , obwohl eine der am meisten verbreiteten und schädlichsten Korruptionsformen, wird durch die Hintertür wieder zugelassen, staatsnahe Unternehmen wie ÖBB oder der Autobahnbetreiber Asfinag werden von den Bestimmungen überhaupt ausgenommen. </i> (Oliver Scheiber: „ Das liebe Geld. Ein neues Gesetz gegen Korruption sagt: Bestechung ja, aber bitte so, dass sie nicht auffällt“ </i><br> (alles am 09.07.2009),


Im vom Angeln her auf Menschen übertragenen Sinn des „Anlockens“ findet es sich in der ZEIT allerdings wiederholt:

*<i>weil die SED mithilfe zweier von der Stasi angefütterten Abgeordneten in der Union dafür gesorgt hatte.</i> (mit falscher Grammatik am 28.12.2006)
*<i>die von Stoiber-Leuten angefütterte Ente hatte es in den SPIEGEL geschafft, nachdem sich in der bayerischen Presse kein einziger Abnehmer gefunden hatte.</i> (6.10.2005)
*<i>CDs sind ein Thema eigentlich nur für die Arglosen, die zufällig hereinstolpern. Um die anzufüttern. </i> ( 25.3.2009) <br>
*<i>Zum Anfüttern verschenkt tatraguard auf der Cebit eine Software, die dem User die Namen der USB-Sticks verrät</i> (3.3.2009) <br>
*<i> Die Atmosphäre in der großen deutschen Energiefamilie, in der es Insidern zufolge schwer ist, » stets die Balance zwischen finanziellem Anfüttern und freundlichen Entscheidungen zu halten «, behagte dem Holländer nicht.</i> (8.3.2007)<br>

Anderes Anfüttern auf Web-Seiten aus Dtld. hat überhaupt nichts mit Aufmerksamkeiten etc. zu tun:
* „kann das Anfüttern des Sauerteigs auch in einer Metallschüssel erfolgen?“<br>
*„ob du zb kohlrabi und petersilie gleichzeitig anfüttern kannst wenn sie (=die Kaninchen) beides noch nie hatten“<br>
*„Erst die Gurke anfüttern, dann fegen“<br>

Lange musste ich suchen, bis ich tatsächlich auch einmal eine fast und einmal eine gänzlich "österr." Nutzung entdeckte:

* FAZ (14.05.2009): <i>Unternehmensethik: Anfüttern verboten. Ohne Ethik kein wirtschaftlicher Erfolg, steht im Lehrbuch</i><br>

* Land Brandenburg:<i>Anfüttern.
Die Gefahr von spontan angenommenen, scheinbar harmlosen Zuwendungen, ist nicht zu unterschätzen. Dabei kann es zunächst zu - sich ggf. im Wert steigernden - Vorteilsgewährungen an einen Amtsträger kommen, ohne dass gleich eine Gegenleistung erwartet wird.
Durch die so genannte Klimapflege, "nützliche Aufwendungen" und das "Dankeschön für eine gute Zusammenarbeit" wird ein Vertrauensverhältnis geschaffen, das zu gegebener Zeit dazu führen kann, dass sich ein Amtsträger zu einer Gegenleistung verpflichtet fühlt.
Insgesamt sollen "günstige Voraussetzungen" im Rahmen einer langjährigen "Geschäftsbeziehung" geschaffen werden. Ein derartiges Verfahren wird häufig als "Anfüttern" oder als "Anbahnung" bezeichnet.</i>
( Christiane Siegmund) <br>http://www.antikorruption.brandenburg.de/sixcms/de...


Auf Grund des Letzteren jedoch kann das in Österreich modisch gewordene Wort für eine so lieb gewordene Einrichtung nun doch nicht als Austriazismus bezeichnet werden. Wie schad!

'anfüttern' - gemeindeutsch (Standard in at, ch, de)
11.04.2012 von System1

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Das Verb 'anfüttern' und das Nomen 'Anfüttern' sind Fachbegriffe aus der Sportfischerei; sie beschreiben das Anlocken der Fische mit Paniermehl u. ä.

Daraus leitet sich der juristische Begriff des 'Anfütterns' ab. Dieser bezeichnet die wiederholte korrumpierende Geschenkvergabe an Politiker, ohne dass von diesen zunächst eine Gegenleistung erwartet wird.

Nach: http://de.wikipedia.org/wiki/Anfüttern

Die beiden Begriffe sind gemeindeutsch (Standard in at, ch, de).

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Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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