Thema: Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten

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Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
02.11.2009 von windfrau

Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
02.11.2009 von windfrau

hallo @alle hier!


ich hab da was.
hab ich gestern beim surfen gefunden (quelle: http://www.zeitgedanken.com) .
ist zwar ein kleines bissi offtopic, weils nicht nur ein wort betrifft,
aber doch auch nicht, geht es doch um den bedeutungsgehalt österreichischer größen- und mengenangaben. und es ist so witzig zu lesen, daß ichs teilen mag.
schmunzeln hat ja noch nie geschadet.
und wer weiß, vielleicht gibts ja auch noch ein wort drin, das für das büchl noch brauchbar ist ?

Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
Geschrieben von vanberlichingen am 21. Februar 2009

Ich wage zu behaupten, dass es keine Sprache gibt, die so unverbindliche Maßeinheiten hervorgebracht hat, wie die Österreichische. Das Vage und Dehnbare in unseren internen Maßeinheiten scheint mir auch ein Indiz, ja eine Facette des österreichischen Wesens an sich zu sein. An der Aufforderung:”Noch ein Wengerl sitzen, ein Wengerl da" zu bleiben, noch ein Wengerl lustig zu sein, daran finden wir gar nichts bemerkenswertes mehr, noch dazu, wo sich dieses Wengerl auch ausreichend von “ein Wenig” herrührend erklären läßt.
Dass ein Weg breit ist, wenn er lang ist, wundert auch keinen mehr:
“Heast, wo woast denn? – Na, des is a brader Weg!”
Dass man endlos wartet und ewig nicht dran kommt, auch daran hat man sich gewöhnt.
Ja selbst, dass jemand bei einem auf einen Hupfer vorbeischaut, wird in den seltensten Fällen missverstanden und stört selbst nach zwei Stunden noch niemanden.
Schwieriger wird es dann, wenn jemand um ein Euzerl daneben liegt. Kann man zum Beispiel auch um zwei Euzerln daneben liegen? Waren in grauer Vorzeit einmal 10 Euzerln 1 Euz? Und wenn etwas um 100 Euz nicht stimmt, kann man dann schon sagen: “Na den Unterschied möcht ich Klavier spielen können”?
Wann hat man etwas um ein Haus verfehlt oder gar um ein Eckhaus?
Um welche Mengen handelt es sich wirklich wenn jemand sagt:
“Ich bin den ganzen Nachmittag eine Stunde herumgrennt. I war in 97 Gschäftln, hab 17 Sakkos in 1000 verschiedenen Größen probiert. Kein einziges hot ma passt, bis auf die zwa, san gar net so schlecht. I hab a Lawine zahlt, und bin fix und fertig, weil überall a ganzer Oasch voll Leut woar!” Wie viele Leute gehen da hinein? Ja, wenn besagter Körperteil einereinflussreichen Persönlichkeit gehört, wie viele san schon drin?
Wann wird aus einem Tröpferl ein Tropfen? Wann daraus ein Schluckerl?
Wann kann man von einem Glaserl sprechen? Bitte, dass ein Flascherl
Wein in Österreich meistens ein Doppelliter ist, darf allerdings als bekannt vorausgesetzt werden. Jedoch, wie groß ist ein Futzerl? Wann mutiert es zum Eckerl? Wann zum Stückerl?
Welche Ausdehnung muss ein Körper haben, dass wir ihn in der Folge als Trumm, oder gar als Mordstrumm bezeichnen können?
Wieviel ist ein bissi? Bissi ist besonders heikel, weil man bissi so ambivalent verwenden kann. Zum Beispiel: “Na is a bissi vü!” oder aber auch: “Na is a bissi wenig!”….
“Bist ein bissi deppert.” Trägt noch ein harmloses, fast liebenswertes Irresein in sich. Während: “Du bist mir scheint a bissl deppert!” bereits auf ernsthaft gestörte Geisteszustände hinweisen möchte. Die Bereitschaft zur physischen Attacke drückt diese dann nur noch mehr durch die rhetorisch gestellte Frage aus, wenn sie unter Weglassung sämtlicher Zischlaute gestellt wird, denn: “Heat bid a bidl debad!”
“A bidl” Das kann man gar nicht anders als drohend sagen.
Alle diese Beiläufigkeiten sind in ihrer Ungenauigkeit keine fixen Größen, aber als Österreicher lebt man mit ihnen. Wahrscheinlich könnten Etymologen unter zu Hilfe nahme diverser Lautverschiebungen ihre Herkunft einigermaßen klären. Anthropologen werden unter Hervorkramen alter Sitten und Gebräuche weiter Klarheit schaffen können, egal ob es sich um ein Trumm, ein Eckhaus oder ein Futzerl handelt,aber NIEMAND, NIEMAND kann erklären von wo es kommt oder gar von welchem Brauch es sich ableitet, dass, wenn jemand gefragt wird, ob er beispielsweise seinen Zug erwischt hätte, und dieser dann antworten kann:
“Oba ums Oaschleckn net!”


liebe grüße, und ich hoff es hat spaß gemacht!
die windfrau
aus der saukalten oberösterreichischen hügelwildnis

Re: Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
05.12.2009 von Weibi

Ja, hat Spass gemacht, sehr.
Danke für's Teilen.

Liebe Grüsse, Weibi

Re: Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
06.12.2009 von JoDo

Nicht zu vergessen in diesem Zusammenhang:

Der Österreicher ist im Großen und Ganzen auch ein Meister der
"kontradiktorischen Argumentation",
soll heißen, dass zum Beispiel ein "Äuzerl daneben" dann halt kilometerweit bedeutet.
Bei mir z.B.: ist
"goa ned amoi so schlecht"
DIE Bestnote überhaupt.

Re: Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
02.06.2011 von nicolai

Man könnte natürlich argumentieren, daß sich derartige Maßangaben auch andernorts im deutschen Sprachraum finden laßen, etwa "um Längen", bzw. "eine Nasenlänge voraus sein", diverse Kerbhölzer, auf denen manche Personen "etwas haben" oder "Kuhhäute, auf die nichts mehr geht" (deren Faßungsvermögen ebenfalls ziemlich variabel erscheint), auch werden "Maße, die voll sind" nicht spezifiziert, usw. Wann "die Hucke vollgehauen" ist oder wann "bis zum Abwinken" exakt zeitlich fixiert werden könnte erscheint nicht sonderlich exakt bestimmbar; die Länge eines "Augenblicks" ist ebensowenig definiert wie wann "jeder Moment" eintreten könnte, und "turmhoch", "baumlang" oder "pfeilschnell" entzieht sich aufgrund mannigfaltiger Variablen der exakten Bestimmung ebenso wie "abgrundtief", "nachtschwarz" oder "Schneckentempo".
Insofern ist die "österreichische Unschärferelation" der Maßeinheiten wohl kein landesspezifisches Phänomen sondern bloß die heimische Version der allgemein beliebten Unbestimmtheit...

Re: Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
06.06.2011 von wuppl

auch wenns weder längen- noch zeitangaben betrifft, sollte auch die beschreibung "schiacha wia da zins" nicht gänzlich außer acht gelassen werden, deren definition ebenfalls - je nach einkommen? - variabel sein kann.

Re: Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
03.04.2012 von Koschutnig

Zwar existiert noch ein zweiter Thread zu österr. Maßeinheiten, da jener jedoch unter dem Titel "Unbekannte Wörter" steht, passt das wohlbekannte Hauseck in seiner Verwendung als einigermaßen unpräziser Mengenangabe nicht dorthin.

Bei Wiktionary wird gesagt, das Hauseck als "eine beträchtliche Menge" sei
"süddeutsch, österreichisch, umgangssprachlich, bildlich",
doch die dort genannten Beispiele stammen samt und sonders aus der österreichischen Presse:

… ein Indiana Jones des Lebens, der immer Herausforderungen gesucht und für eine Zeitlang ausgekostet hat und dann ein Hauseck weitergezogen ist (Kleine Zeitung, 02.02.1997)
Wer […]mit unserem "Jugend-Skiexpreß" auf die Tauplitzalm fährt, zahlt für Zug und Liftkarte nur 199 Schilling! Zum Vergleich: Schon die Liftkarte allein kostet ansonsten schon ein Hauseck mehr ( Neue Kronen-Zeitung, 21.01.1998)
Das vergessene Möbel: Besprechungen im Sitzen dauern […]im Durchschnitt 4,7mal so lang wie Besprechungen im Stehen. Ehrliche, wenn auch unwissenschaftliche Aussage: um ein Hauseck länger (Die Presse, 28.03.1998)
Mit gerillten Reifen und um 20 cm schmäleren Boliden wollte der Automobil-Weltverband FIA die Formel 1 für heuer einerseits wieder ein Hauseck sicherer, auf der anderen Seite aber auch spektakulärer machen ( Kleine Zeitung, 26.04.1998)
Wer das Glück hat, eine Fancard dieses tollen Skigebiets zu besitzen, fährt um ein Hauseck billiger! (Salzburger Nachrichten, 03.02.1997)
Stoever mampft die Vorräte weg, kauft nicht ein, motzt über die "Legastheniker von der Blöd-Zeitung" und ist bei den Frauen um ein Hauseck erfolgreicher. (Salzburger Nachrichten, 30.04.1999)

Ob die Hausecken-Verwendung tatsächlich auch über die Staatsgrenzen hinaus reicht?
Ich warte
1.) auf Rekationen und daher
2.) eine Weile mit einem Eintrag zu.


Erwartungsfroh

K.

Re: Gedanken zur österreichischen Sprache und deren Maßeinheiten
04.04.2012 von Koschutnig

Jetzt hab ich 700 Google-Einträge durchforstet;
Ergebnis: 5 Verwendungen des Hausecks als "beträchtlich", alle aus Österreich:


es is um ein hauseck dunkler in freistadt 10.5.2009 http://www.tschoerda.at
http://tschoerda.soup.io/post/18861756/es-is-um-ei...

schifora sand um a hauseck besa wia snoboda
http://www.szene1.at/group/gerhdg

Neues Spielzeug - und um ein Hauseck besser als das Flybook... 5.8.05
https://forum.geizhals.at/t352538,2687917.html?sor...

9. Febr. 2012 – Chevys vom Schlage Cruze und Orlando verwenden durchwegs moderne Opel-Technik, kosten aber um ein Hauseck weniger
http://www.allesauto.at/de/news/110013977/das_ist_...

wos mit da jazz-brezn […], wird jetzt mitn stüngö fritz nu um a hauseck weitertriebm.... do gibts jetzt nämlich an reggae mit ebmseer texte http://www.christiansteinkogler.com/projects.swf

Und 2x gibt's eine Definition in einem "Medical Dictionary" - offenbar ein älterer Wiktionary-Spiegel:

"Hauseck definition: [1] Eck eines Hauses [2] figurativ ugs.: eine beträchtliche Menge.
Nur in den Wendungen *ein ganzes Hauseck *um ein Hauseck"
http://en.dict.md/definition/Hauseck

========================================

Bei Eingabe von „Hauseck“ ließ sich also in 700 Einträgen kein einziges Beispiel für "beträchtlich" aus deutscher Quelle finden.
Höchst kurios aber ist, dass sich die Hauseck-Wendung sehr wohl auch in deutschen Postings findet, jedoch, so weit ich feststellen konnte, ausnahmslos erweitert zum „ganzen Hauseck“ und auch nur zu finden bei Eingabe von „ganzes Hauseck“ .

Hierfür aber ließ sich nur ein einziges österr. Beispiel entdecken -

im ECHO TIROL (1.3.2009): Brugger: Vorarlberg ist um ein ganzes Hauseck bürgerfreundlicher als Tirol, und jetzt sagt der OGH, auch das ist noch zu wenig http://tinyurl.com/d23lex5

Die weiteren Beispiel sind aus Dtld:

diese "seifen" sind afaik im vgl zu ner europlatte um ein ganzes hauseck dreckiger, mit wirklich bösen streckstoffen vapowasertrinker auf http://forum.hanfburg.de/fhb/archive/index.php/t-2...

im Vergleich zum neuen Resident Evil um ein ganzes Hauseck besser --Tobias Hüttinger, Deggendorf, BY, http://www.amazon.de/review/R12KHRWI1LJ2HB

Na ja, was eine sportliche Adaption anbelangt, fehlts bei Mercedes, vor allem enttäuschenderweise auch bei AMG, um ein ganzes Hauseck. --Wolfman“ auf http://www.motor-talk.de/forum/automatikgetriebe-s... <

Bereits nach 5 km war man wieder mit Herrn Ploner gleich auf, jedoch ein ganzes Hauseck höher http://www.haengegleiten.com/news.php?extend.234

Zuerst wollte ich mir von Panasonic Class 10 SD Karten holen, doch ich bin nun über die von Kingston gestoßen. Die sind um ein ganzes Hauseck günstiger.
http://www.lumix-forum.de/viewtopic.php?f=12&t...

Also im vergleich zu einer ZX6-R mit Akra Auspuff ging meine um ein ganzes Hauseck besser mit diesem Endtopf.

Was mach ich jetzt bloß?
Ist (um) ein Hauseck... österreichisch für ein deutsches „ um ein ganzes Hauseck…“?

Soo schaut's aus!
Schön schau ma aus!

K

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Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein umfangreicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe zu verwenden.
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