Thema: Sprachlicher Geschlechterk(r)ampf

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Sprachlicher Geschlechterk(r)ampf
19.03.2009 von Koschutnig

Sprachlicher Geschlechterk(r)ampf
19.03.2009 von Koschutnig

Sprachlicher Geschlechterk(r)ampf

1) Die ollen Römer bildeten zwar zu ihrem 'magister' eine 'magistra', wenn's einmal eine 'Lehrerin' war, aber die Leut' auf -or (doctor, professor...) konnten Mann oder Weib (männlich oder weiblich) sein ("unisex" sozusagen) - mit einer einzigen Ausnahme:
zum 'victor, victoris' (= Sieger) gab's eine 'victrix, victricis ' (= Siegerin).

2) Nach diesem Modell haben lateinische Nachfolgesprachen weibliche Formen entwickelt:
actor/ engl. actress, span. + portug. actriz; frz. acteur/actrice, ital. attore/attrice; direttore/direttrice, directeur/directrice, coiffeur/coiffeuse, masseur/ masseuse, massaggiatore/massaggiatrice, dittatore/dittatrice -
-aber beileibe nicht regelmäßig: dottore/dottoressa, dotteur/ mme. le docteur oder femme docteur oder doctoresse; professore/professoressa; professeur/mme. le professeur und spanisch meist(?) wohl einfach ein -a drangehängt: z.B. doctora, directora, vencedora, triunfadora, wenn nicht das männliche Wort ohnehin schon auf -a endet: massajista m + f (wie der lat. 'agricola' , Bauer oder 'poeta', Dichter)
Span. Formen weiß weibi ja viele, viele mehr.

3) 'der/die/das' waren ursprünglich nur die Artikel zu grammatikalischen Deklinationsklassen (das hieß bis vor 20 Jahren im Englischen "gender", davon gab's drei), und zwar ohne Geschlechtsbedeutung ("sex" - nur 2!) - daher noch d a s Weib (vgl. d e r Tisch, d i e Bank, oder eben auch lat. 'poeta, agricola').
Ist's nicht kurios, dass alle Mandl und Weibl mit Verkleinerungsendung plötzlich geschlechtslos sein sollen: das Mädchen, das Männchen, das Mandl, das Frauerl, das Herrchen?

4) Und @ alle die Leut', die heut' so geistreich 'frau' für 'man' ("frau weiß ja, ...") verwenden - na ja: 'Mann' hat ja in alter Sprache einfach 'Mensch' bedeutet und konnte ebensogut für weibliche Wesen stehn wie für männliche, davon ist 'man', 'jemand', 'niemand'.. übrig geblieben (- die -d am Ende waren noch im 16. Jh. nicht allgemein üblich)

5) 'Frau' aber ist 'was Besseres!
zu 'Mann' gehörte 'Weib',
die 'Frouwe' gehörte zum 'Fron'
dann ist 'Fron' (s. Frondienst, Fronleichnam, dem Alkohol frönen) durch eine 'Lehnübersetzung' des respektvollen 'senior' (= der Ältere) ersetzt worden: 'heriro' = der "Hellere" (= Grauhaarige) > herro>herre>Herr.
'Weib' ist an Ansehn gesunken (aber nur im Deutschen; engl. wurde sie zur Ehefrau - 'wife'; und 'wifman'>wimman>woman')
die 'frouwe'>'Frau' rückte an ihre Stelle.
Nachgerückt an die leere "feine" Position beim Herrn ist die frz. 'Dame' von lat. 'domina' (=Herrin des Hauses).

6) Die Assoziationen, die sich da auftun, sind schon seltsam:
Als "Domina" sollte die Dame sich wohl nicht deklarieren. Und auch "a dame" entlockt Amerikanern ein Lächeln; so eine ist immer sehr "leicht" -doch die Briten haben sie zum Adelstitel gemacht (Dame Margot Fontein);
der Mister kommt vom Magister, aber die Gattin - Mrs. - kann man nicht ausschreiben, (verschlampt wird sie ja [missis] gesprochen) denn 'mistress' ist dasselbe wie die 'Maitresse' - aber nicht in der Schule: "our physics mistress" - dort ist sie das Gegenstück zum 'master'.

7) Der Lord ist auch ein 'master', (aber nicht mehr magister - Lehrer,; das wär' wohl zu anstrengend!). Er war der hlaf weard>hlaford>lord - der (Brot-)Laib-Wärter, der Brotgeber.; und seine Gattin die hlaf-dige, 'Brotkneterin' - waren das noch Zeiten, als die Leute glaubten, dass die Dominas solche Arbeiten an einem Teig(!) verrichten!


UND ENDLICH:
8 ) Da erst das deutsche Anhängen eines -in an eine männliche Form das ganze weiblich macht (Lehrer : Lehrerin) wird die Frau doch wieder nur zum Anhängsel des Mannes gemacht. Ist das noch niemandem aufgefallen? Auch den Erfindern des "Binnen-I" (Lehrer/In) nicht? Da ist ja auch noch keiner/keine wirklich konsequent!
Alle reden jetzt z.B. nur vom Lehrerstreik, von den sturen Lehrergewerkschaftern! Wo bleiben die Frauen? Es gibt doch weit mehr weibliche Lehrpersonen als männliche - also nicht nur sture Lehrergewerkschafter, sondern Lehrer- und Lehrerinnengewerkschafter und -gewerkschafterinnen ! Österreich hat ja auch nicht nur Bürgermeister, sondern Bürger-und Bürgerinnenmeister und-meisterinnen , nicht nur Studentenvertreter, sondern Studenten- und Studentinnenvertreter und -vertreterinnen - oder mit der Berliner TAZ-Erfindung: Lehrer/Innengewerkschafter/Innen, Bürger/Innenmeister/Innen, Studenten/Innenvertreter/Innen - schön, nicht?

9) Könnte nicht ein weiterer Erfinder statt des diskriminierenden und abschätzigen Anhängsels -in nach dem männlichen -er etwas Neues erfinden, ein -ix (Frau Doktrix, Frau Lehrix), -ös (Frisös, Schneidös), -ett (Soubretten, Ministretten, Wienetten), -ess (Hostessen, Politessen, Fernsehprechessen, ) oder sonst was, etwa das männliche -er einfach weglassen (Schwedin, Bäckin, Radfahrin) ? -

10) An alle Wienetten (Vignetten?), Burgenlandetten, Tirolessen, Steirixen, Kärntösen, Salzburgienen, Ob- und Niedöstreichmenscher und Vorarlbergitschen,

liebe Österreicher und Östereichösen, denkt drüber nach!

LG allen
K

Und wie lautet deine Frage?
11.05.2009 von System1

Und wie lautet deine Frage?

Re: Sprachlicher Geschlechterk(r)ampf
22.06.2009 von Pit

Der autor spricht mir aus der seele!

Re: Sprachlicher Geschlechterk(r)ampf
13.07.2009 von bessawissa

Vielen Dank, sehr bereichernd.

Und die Frage lautet: gibt es im Damen-, recte Frauenfußball Frauschaften?


Und zur Selbstverortung der Frauen/Damen ein alter Witz:

Auf einer großen Festivität fragt eine etwas, äh, einfach wirkende Frau einen Bediensteten nach den Waschräumen. Darauf seine Auskunft: "Ganz einfach. Hier den Gang entlang bis ans Ende, dann links, dann noch einmal links, die Stufen hinunter, dann stehen Sie vor einer Türe mit der Aufschrift "DAMEN" und da gehen Sie trotzdem hinein!"

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Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein erheblicher Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
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