Thema: 'Kies' in den verschiedenen Standarddeutsch?

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'Kies' in den verschiedenen Standarddeutsch?
20.06.2008 von

'Kies' in den verschiedenen Standarddeutsch?
20.06.2008 von System1

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Mit der meiner Frage möchte ich die Bezeichnungen von 'Kies' vor allem in den verschiedenen Standarddeutsch klären.

Sind die folgenden Bezeichnungen für 'Kies' in den 3 Standarddeutsch richtig?

Deutschländisches Standarddeutsch: der Kies (= Schotter, Splitt, Makadam; Geld)
schottern

Deutschschweizerisches Standarddeutsch: das Kies (= Schotter, Splitt, Makadam)
kiesen (= schottern)

Österreichisches Standarddeutsch: der Makadam (= Kies, Schotter, Splitt)

Welche der obigen Begriffe werden 'gemeindeutsch' (= in allen 3 Standarddeutsch) verwendet?

http://de.wikipedia.org/wiki/Schotter


Zusatzfrage: Wie bezeichnet ihr 'Kies' in eurem Dialekt?

Deutschländische Dialekte:
?

Österreichische Dialekte:
der Schotter (= Kleingeld) >>> eher Umgangssprache als Dialekt?

Deutschschweizerische Dialekte:
Berndeutsch (Schweiz):
ds Gryèn (= Kies, Schotter, Splitt)
gryènè (= kiesen, schottern)

Re: 'Kies' in den verschiedenen Standarddeutsch?
21.06.2008 von JoDo

Im Unterschied zur Wikipedia, die Kies und Schotter gleichstellt, behaupte ich:
In Österreich wird das Material aus rundem Korn als Kies, das scharfkantige Material als Schotter bezeichnet.

"Makadam" ist im meinem Umkreis in Fachkreisen zwar bekannt, aber absolut unüblich und nicht in Verwendung.

vlG
JoDo

Re: 'Kies' in den verschiedenen Standarddeutsch?
21.06.2008 von Koschutnig

Da sollte wohl zunächst der Begriff "Standarddeutsch" definiert werden.

Bei einer Standardsprache (Synonyme: Schriftsprache, Hochsprache, auch Literatursprache) kann es Standardvarietäten geben (Schweiz, Österreich, Dte. Bundesrepublik, ehem. DDR).

Innerhalb der Standardvarietäten gibt es diverse Register, z.B. Fachsprachen, auch die 'gehobene Umgangssprache',
Ein umgangssprachliches Wort oder eine solche Aussprache ist also nicht automatisch Standarddeutsch, das mit den landläufigen Begriffen "Hochdeutsch", "Schriftdeutsch" gleichzusetzen ist.

Standardvarianten betreffen einzelne sprachliche Merkmale, also gleichwertige Varianten der Standardsprache,
z.B. an/zu Ostern, habe/bin gesessen, gestanden, geschwommen, angewendet/angewandt, eindrücklich/eindrucksvoll; das Wort wird besser nicht für ganze Sprachsysteme (=Varietäten) angewandt.

Kies" oder "Schotter" als "Geld" bzw. "Kleingeld" (sind 2-€-Stücke eigentlich noch "Kleingeld"?) sind nicht Standarddeutsch, sondern Umgangssprache.

Karl-Dieter Bünting, Deutsches Wörterbuch, Chur/Schweiz 1996, gibt unter "Kies" nur "der; -es; - " an. Kein "das Kies". Zwar gibt er als 2., "umgangssprachliche" Bedeutung von "der Kies""Geld" an, "das Kies" scheint aber nicht einmal als "umgangssprachlich " auf, kann also nur lokale Mundart sein, etwa wie in Österreich "der Butter", "das Monat","das Kommentar", ist aber sicherlich nicht Schweizerdeutscher "Standard".

Makadam ist eine Straßenbefestigungstechnik, erfunden vom Schotten MacAdam (1757 - 1836), "A practical essay on the scientific repair and preservation of public roads" (1819). "Makadamisieren" bedeutet das Aufbringen dreier fest gewalzter Lagen von klein geschlagenen Steinen (2 Lagen grober Schotter, 1 Lage Splitt) auf den Grundbau. Ursprünglich war der Kies/Schotter nur wassergebunden, jetzt wird er geteert (Englisch "tarmac").

Ich trenne Schotter und Kies nur nach der Größe, nicht nach der Form. Flussschotter ist logischerweise gewöhnlich glatter als Schotter aus gebrochenen Steinen.

Während "Kiesel" (zumeist Bachkiesel) in meiner Vorstellung stets gerundet sind, muss dies bei Kies durchaus nicht der Fall sein. Der lange Zeit übliche weiße Kies auf Gräbern war durchaus scharfkantig, und qualvoll waren jedes Jahr die ersten Tage, an denen wir - natürlich "bloßfuaßat" - auf den grauen "Kieswegen" im Hof spielten (heute würde man diesen Kies als Rollsplitt bezeichnen).

In Bezug auf die Behauptung in Wikipedia, "Schotter" sei "oberdeutsch für Kies" würde mich interessieren, ob man in Norddeutschland tatsächlich von "Kiesstraßen" spricht. Kann jemand helfen?

LG
Koschutnig

Der Begriff 'Standarddeutsch' ist definiert
22.06.2008 von System1

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Danke, Koschutnig, für deine Angaben. Der Begriff 'Standarddeutsch' ist definiert. Hier ein Text von mir:

"... Hingegen gibt es 3 gleichwertige > Standarddeutsch – je eines in Deutschland, Österreich und der Schweiz; das Standarddeutsch in Deutschland steht also nicht über den beiden andern Standards.

Die unterschiedlichenStandarddeutsch der drei Länder werden hier bestätigt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Standardsprache
http://de.wikipedia.org/wiki/Diglossie#Begriffsges...

Die Gleichwertigkeit wird hier bestätigt:
http://www.grin.com/de/preview/21401.html


3. Standarddeutsch wird – mündlich wie schriftlich – dort angewandt, wo die Verständigung im ganzen Land gesichert werden soll.

Wird von Wikipedia bestätigt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Standardsprache


4. Deshalb werden in jedem der drei Standarddeutsch bestimmte von einander abweichende Begriffe und Wendungen gepflegt; massgeblich sind vor allem amtliche Verwendung und Medien. Bei diesen Begriffen handelt es sich NICHT um > Dialekt.

These 4 wird hier sinngemäss bestätigt:
„ Sprachliche Standardisierung umfasst unter anderem die Allgemeinverbindlichkeit einer sprachlichen Norm, deren Kodifizierung in Grammatiken und Wörterbüchern, die Verwendbarkeit der Sprache für alle wichtigen Lebensbereiche (Polyvalenz) sowie die dafür erforderliche stilistische Differenzierung. ...“
http://de.wikipedia.org/wiki/Standardsprache ..."

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Kies
23.05.2016 von Standard

Standard in at und de: der Kies
Standard in at und ch: das Kies

Zahlreiche Beispiele für "das Kies" im "Lehrbuch der Chemie von D. Benjamin Scholz", Wien 1829.

Berndeutsche Mundart (ch): das Grien

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Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

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