Thema: Wir Exoten kommen langsam

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Wir Exoten kommen langsam
26.11.2008 von

Wir Exoten kommen langsam
26.11.2008 von System1

Mein Gruß all denen, die sich die Mühe machen, meinen Beitrag zu lesen! Vorab: Seit Andy Herzog bei meinem Verein SV Werder Bremen den Begriff "Offensiv-Spieler" neu definierte, bin ich Österreich-Fan. Mittlerweile 58 Jahre alt und auch so alt aussehend, wohne ich in einer der interessantesten Landschaften Deutschlands: Dem Westmünsterland. Sandige Heimat. Wir gehören geologisch zur "Holländischen Geest", zur Erinnerung: die "Die Deutsche Geest" ist die Lüneburger Heide. Aber zum Thema: Seit einigen Jahren beobachten "de ollen Lö" eine Renaissance der hiesigen Sprache, bekannt als "Sandplatt". Sie bedient sich zwar des für fremde Ohren, besonders österreichischen, behäbig klingenden Plattdeutschen, wird aber quirlig und flink gesprochen und ist deshalb für den "Ausländer" unverständlich. Kein Wunder: schiebt sich das Westmünsterland wie ein Keil in das Gebiet zwischen den Niederlanden (Overijssel und Gelderland) und dem Niederrhein. Die nördliche Grenze ist das Gebiet um Gronau (Udo-Lindenberg-Stadt), die südliche das Gebiet um Bocholt. Laut Meyers Lexikon ist das österreichische ein südbayrischer Dialekt. Und Sandplatt ein sächsischer. Das meint natürlich "Niedersächsischer", Die heutigen Sachsen mit der komischen Sprache sind Thüringer. Die Bezeichnung "Sachsen" für diese Leute geht Heinrich IV. "Sächsische Erblande". Heinrich war Sachsen- und nicht Frankenkaiser. Schön ist eigentlich, ob Österreich oder Westmünsterland: Man ist in seiner Sprache zu Hause. Wenn am Wochenende die Kohlenpötter oder Schachtis über unsere Landschaft einbrechen, und du sprichst mit jemandem Platt, so ist es, als würde man "unter einer Decke stecken". Interessant sind auch die niederländischen Einflüsse. Z.B. wird das "Sch" "S-ck" gesprochen. Skrank statt Schrank. Wie im Oranischen Königreich nebenan. Und sollte es mal zu einem Fußballspiel "über die Grenze" kommen, stehen beide Polizeien, das Technische Hilfswerk und die Nato bereit. Dabei sind wir im Grunde genommen doch alles Nachfahren von Butterschmugglern.
"Peddenstöle", "Frosch-Stühle" heißen hier die Schwammerln,
GV heißt "neuken" (nöken gesprochen)
das bayerische "pack ma's!" heißt "man tau!" und die Entertaste der Computertastatur trägt die Aufschrift "Jau!"

Re: Wir Exoten kommen langsam
26.11.2008 von Brezi

Na dann willkommen! Als Österreich-Fan und offenbar auch am Österreichischen Interessierte(r) ... btw ~ wes Geschlechts bist du eigentlich? Fiete sagt den meisten von uns nichts. Mich erinnert's im Entfernten an ein niederländisches Fahhrad .

Deinen Ausführungen über deinen eigenen sowie andere deutsche Dialekte bin ich mit großem Interesse gefolgt. Und danke gleich einmal für die mitgelieferten Vokabel-Kostproben. Tatsächlich für Fremdsprachige schwer zu knacken. Aber ich bin auf dem Gebiet ziemlich wissbegierig. Und mir gefällt Norddeutschland. Leider habe ich mit einem meiner ersten Forumsartikel, der das Verhältnis unserer beiden Länder zueinander und daraus entstehende Missverständnisse und Reibereien zum Thema hatte, gleich auf beiden Seiten tief ins Fett getreten. Ich wurde von einem unserer deutschen Mitglieder damals gebeten, über mögliche Ursachen der manchmal recht deftigen "Bruderliebe" zu schreiben. Mein Erguss hätte eigentlich humorvoll ausfallen wollen, aber viele deutsche Leser sahen das anders. Und bei meinen Landsleuten erntete ich ebenfalls nur höfliches Kopfschütteln.

Dass jemand über den Umweg eines aus Ö. kommenden Fußballers zu einem Fan unseres Landes wurde, ist mir in meinen 53 Jahren noch nicht untergekommen, soll mir aber recht sein.

Wenn Meyer tatsächlich behauptet, Österreichisch sei ein südbayrischer Dialekt, dann hat Meyer nicht ganz recht. Erstens gibt es viele, viele österreichische Mundarten. Die Dialektgruppe, zu der die meisten österreichischen Dialekte (außer Vorarlberg und dem Tiroler Außerfern, da wird alemannisch geredet), sowie die Dialekte Altbayerns (Ober-, Niederbayern und Oberpfalz) gehören, heißen im Oberbegriff BAIRISCH (mit i). Und die südbairischen Mundarten sind nur eine Teilmenge des Bairischen. Sie sind in unvermischter Form in Kärnten und Tirol, sowie in einem großen Teil der Steiermark zuhause, während z. B. in Ober- und Niederösterreich und in Wien die östliche Variante des Mittelbairischen gesprochen wird. Die westliche Variante davon ist unter dem leicht unscharfen Begriff "Bayerisch" bekannt, wobei das Innviertlerische (Innviertel kam ja erst relativ spät zu Österreich) schon deutlich niederbayerische Charakteristika aufweist. Ein Beispiel zum Einstimmen: 'gespielt' heißt in Wien und Linz 'gschpüüt', im Südbairischen 'gschpült' oder 'gschpillt' und zumindest in Teilen des Innviertels aber (genau wie in München): 'gschpuid".

Nun aber nur noch viel Spaß und rege Teilnahme.

Brezi

P. S.: Welch "brüderliche Eintracht" auf den Rängen herrscht, wenn niederländische und deutsche Fußballer in die Schlacht ziehen, habe ich gottseidank nur im Fernsehen beobachten müssen. Da zwischen die Reihen zu kommen, stelle ich mir nicht so lustig vor. Aber so ist es halt: je ähnlicher desto Feind.


Ach ... und ...

Eigentlich hätte deine Vorstellung noch besser in die Rubrik "Mitglieder stellen sich vor" gepasst. Dass es anders kam, macht uns als pragmatisch bekannten Österreichern aber nichts.

Und wenn ich "Wir Exoten kommen langsam" anderswo als Überschrift gelesen hätte, hätte ich gedacht: "Na dann hätten viele Frauen wohl gern einen Exoten zum Mann ..."

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Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und des Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

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