Thema: Ostarrichi - Das Buch

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Ostarrichi - Das Buch
07.01.2007 von Russi-4

Ostarrichi - Das Buch
07.01.2007 von Russi-4

Nehmen wir mal an es gäbe ein Buch welches aus diesen Seiten entsteht. Natürlich wäre es ein Deutsch-Österreichisches Wörterbuch. Natürlich gibt es davon schon einige und ihr werdet auch das eine oder andere kennen.

Fast jeder hat Dinge die er sich in einem solchen Buch wünschen würde bzw. in anderen Büchern vermisst. Und genau das würde mich interessieren. Was macht ein Österreichisches Wörterbuch für euch interessant?

Re: Ostarrichi - Das Buch
08.01.2007 von JoDo

Was macht ein Österreichisches Wörterbuch interessant?
1.) Die Vielfalt! Es gibt nicht nur EIN Österreichisch - etwa wienerisch, und sogar da gibt´s "einige" Nuancen - sondern eine große Bandbreite regional unterschiedlicher sprachlicher Ausformungen. Das betrifft natürlich, aber beileibe nicht nur die verschiedenen Dialekte, also Sprachfärbungen mit den entsprechenden Schreibvarianten, sondern auch gravierende Unterschiede im Sprachverständnis: Verschiedene Worte, Wortverwendungen, grammatische und orthografische Konstruktionen.

2.) Österreichisch ist nicht nur eine Dialektgruppe am Ostrand des deutschen Sprachraums und wissenschaftlich aus dem bairischen ableitbar, es gibt auch eine österreichische Hochsprache (wenn man den Sprachwissenschaftern glauben darf, sind sogar sämtliche Hochsprachen Dialekte, die halt verschriftlicht wurden, damit kodifiziert, mit strengen Regeln ausgestattet, von den jeweiligen Herrschenden verordnet und somit über den Rang der lokalen Dialekte oder Soziolekte erhoben wurden), die Ihre Existenz dem Umstand der langjährigen Eigenständigkeit der habsburgischen Hausmacht verdankt und Einflüsse aus den fremdsprachigen Kronländern genauso aufweist, wie eigene Varianten, Vorlieben, Herleitungen - besonders im kulinarischen Bereich (Obers - Sahne, Erdäpfel - Kartoffel...), aber auch in der Artikulation von Befindlichkeiten (Tach, nich´?, komm hoch, da lang, kuck mal - Grüß´Sie, nichtwahr?, kommen S´rauf, links/rechts bitte, schau´n Sie).

3.) Interessant an einem Wörterbuch ist also mehrerlei:
Die regionale Verbreitung und Varianz eines Ausdrucks
Die sprachliche Ebene (gehoben, ugs., tiaf...)
Synonyme (gleiche Bedeutung, anderes Wort)
Homonyme (gleiches Wort, verschiedene Bedeutung)
Verknüpfung: Wort - Redewendung

Jetzt muß ich leider aufhören, mir fällt aber sicher noch was ein!

08.01.2007 von System1

Mir gefällt daran, daß diese Wörterbücher in Wirklichkeit ja nicht nur Listen von verschiedenen Wörtern sind, sondern (meistens zumindest) auch auf die regionalen Unterschiede eingehen.

Nur als Beispiel ein Pausengespräch zwischen einer (damals) Schulfreundin und mir (long long ago), als wir etwas gelangweilt den Schneeflocken beim Fallen zusehen
Meine Wenigkeit: "Gestan hots nu mear gschneibt. Am Saumstog gemma schifoahrn" (Für all Nicht-Dialekter: Gestern hat es noch mehr geschneit. Am Samstag gehen wir schifahren).

Freundin: "Und soooo große Flockn hot's gschniebn" (Und so große Flocken hat es geschneit)

Ich (charmant wie immer): "Wieso gschniebn - gschneibt!?!?"

Freundin (völlig überrascht): "Bei uns sogt ma owa gschniebn - bei eich net?"

Ihr Heimatort und meiner sind nur 5(!!) km voneinander entfernt und keine von uns hat dialekttechnisch gesehen einen Sprachfehler

.

So macht Dialekt Spaß!!!

Schöner Dialog
10.01.2007 von Russi-4

Habe mal kurz überlegt wie ich es sagen würde und um ehrlich zu sein hätte ich beide als "gleich richtig" gesehen. Hm, nach schnellem vorsagen ohne denken würde ich wohl auch "geschneibt" sagen, obwohl ...

Re: Ostarrichi - Das Buch
29.04.2009 von System1

also gscheibt oder gschniebn - obwohl es schnee von gestern ist: mehr dialektal ist "gschniebn", es ist eine starke form, in der norm gibt es die schwache ("geschneit"). manche leute, die glauben, starke verben seien typisch für die schriftsprache verwenden dann hyperkorrekt (zu richtig) in der gepflegteren umgangssprache: "es hat geschnieen", weil "geschneit" klingt wie "ich habe dir verzeiht" (statt verziehen), "gedenkt" (statt gedacht) etc.

so siag i des.
roma locuta - causa finita.
lg
chaim

Re: Ostarrichi - Das Buch
22.06.2009 von sokol

Nehmen wir mal an es gäbe ein Buch welches aus diesen Seiten entsteht. Natürlich wäre es ein Deutsch-Österreichisches Wörterbuch. Natürlich gibt es davon schon einige und ihr werdet auch das eine oder andere kennen.

Fast jeder hat Dinge die er sich in einem solchen Buch wünschen würde bzw. in anderen Büchern vermisst. Und genau das würde mich interessieren. Was macht ein Österreichisches Wörterbuch für euch interessant?

- Es gibt mittlerweile zwei grosse "österreichische Wörterbücher" (öbv&hpt + Duden), die in erster Linie österreichische Standardsprache, daneben aber standardsprachlich (oder gehoben-umgangssprachlich) verwendete "ehemalige" Dialektausdrücke auch enthalten.
Es wäre nicht sinnvoll (mehr noch: vermessen ), gegen diese Konkurrenz antreten zu wollen.

- Es gibt zahlreiche grössere und kleinere Dialektwörterbücher; auch da kann und soll ostarrichi.org nicht versuchen zu konkurrieren.

Was es noch nicht gibt, und was wirklich toll wäre, ist dagegen ein Wörterbuch, das beides verbindet.
Der redaktionelle Aufwand dafür wäre allerdings erheblich; das lässt sich nicht so "nebenbei" bewerkstelligen; und um das ganze Projekt finanzieren zu können (zumindest die Kosten sollen gedeckt sein), wäre auch Marketing nötig - die Buchbranche macht schwierige Zeiten durch.

Die bestehenden Ostarrichi-Einträge sind aber immerhin schon einmal eine gute Basis; trotzdem wären noch einige Hürden zu bewältigen:
- eine einheitliche Verschriftlichung dialektaler, nicht standardsprachlicher Ausdrücke wäre erforderlich;
- eine regionale Markierung dieser Dialektausdrücke wäre nötig; die statistische Auswertung bei Österreich nach Bundesländern ist leider nicht ausreichend, da viel zu wenige Bewertungen vorliegen, um repräsentativ zu sein - so ist "Brötchen" für "belegtes Brötchen" nur für Wien angegeben, was Unsinn ist: diese Bedeutung des eingebürgerten Wortes, das in A uminterpretiert worden ist, ist wohl im grössten Teil Österreichs bekannt;
- die Einträge müssten bearbeitet werden: viele Übersetzungen sind ungenau oder mangelhaft, wie auch teils in zahlreichen Bewertungen angegeben - diese Bewertungen müssten aber in die Stichwörter eingearbeitet werden; ausserdem wäre wünschenswert, Beispiele für den Gebrauch anzugeben.

Eigentlich müsste fast jedes Stichwort redaktionell bearbeitet werden, um wirklich "schöne" Wörterbucheinträge zu kriegen.
Die Alternative wäre, die Stichwörter so zu übernehmen, wie sie jetzt im Wörterbuch stehen - was zumindest für mich höchst unbefriedigend wäre: mir würde jede Motivation fehlen, ein solches Wörterbuch zu kaufen, denn ich wäre da mit der Online-Version von ostarrichi.org wesentlich besser bedient (die laufend aktualisiert wird, im Gegensatz zum gedruckten Wörterbuch).

Und bitte nicht missverstehen: ich finde die Idee super. Die Realisierung in einer Form, die auch wirklich Sinn macht, würde aber doch eine ganze Menge Arbeit bedeuten.

Re: Ostarrichi - Das Buch
21.07.2009 von Russi-4

Das sind alles sehr gute Einwände und es gibt natürlich einiges zu überlegen - vermutlich wird es aber dennoch eine gedruckte Form geben - keine Konkurrenz zu bestehenden Wörterbüchern aber mal eine Antithese zu existierenden Werken

Gruß
Russi

Re: Ostarrichi - Das Buch
21.07.2009 von sokol

Das sind alles sehr gute Einwände und es gibt natürlich einiges zu überlegen - vermutlich wird es aber dennoch eine gedruckte Form geben - keine Konkurrenz zu bestehenden Wörterbüchern aber mal eine Antithese zu existierenden Werken

Gruß
Russi

Wie schon gesagt, ich finde die Idee ja im Prinzip sehr gut!

Und ich wünsche natürlich gutes Gelingen und hoffe, dass dieses Wörterbuch eine Lücke füllen kann.

Re: Ostarrichi - Das Buch
13.02.2012 von Amalia

Wegen dem gschneibt und geschnieben da weiter oben, i tät sogen, gestern hots gschniem

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Österreichisches Deutsch definiert die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich genutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache kommen aus den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine umfangreiche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein großer Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; manche dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch verschiedene regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark verwendet, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als wissenschaftliches Werk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprachvariation interessierten Personen.