27.12.2016 von Koschutnig
Für eine Kontaktanzeige beschriebe sich der "alte Drahrer" in normierter Sprache etwa so:
„ein striegelsamer, riegelsamer Geldverdiener und fescher, fermer Tag- und Nachtschwärmer“.
Was soll man/frau von diesem Menschen halten? Über ein behauptetes Feschsein kann man ja diskutieren, und es könnt ja wirklich sein, dass die Wiener bei „ferm“ statt „firm“ tatsächlich dem Französischen gefolgt sind, wie bei Sedlaczek zu lesen ist (I bin a echter Weaner, so nåchn ålten Schlåg, der nur a ferme Gaude und aa a Weinl måg).
„Riegelsam“, das ich bisher nur gelesen, aber nie gehört hab, hat Ferdinand Raimund schon als Namen für einen Weinhändler in seiner „Unheilbringenden Zauberkrone“ verwendet: „ansehnlich, stattlich, rüstig“ hat’s in Österreich im späten 18. Jh bedeutet, schreibt ein Deutscher, später soll’s sich dann eher zu „rührig, schaffensfroh“ entwickelt haben; „vital, rührig, kräfig“ sei gemeint, les ich im 'Standard'. Bei Nestroy und Zeitgenossen findet man's auch.
Frage: Gebraucht’s heut überhaupt noch irgendwer?
Doch schließlich zur letzten der Eigenschaften: „striegelsam“– ein Adjektiv zu 'striegeln'? Lässt sich der Feschak striegeln wie ein Fiakerpferd?
Kann da jemand helfen?