Thema: "Austriazismen" konstituieren das österreichische Standarddeutsch

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"Austriazismen" konstituieren das österreichische Standarddeutsch
27.05.2016 von Standard

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Als Austriazismen werden Begriffe bezeichnet, die nur im österreichischen Standarddeutsch verwendet werden, also in Deutschland und in der Schweiz nicht. Sie konstituieren das österreichische Standarddeutsch.

(de.wikipedia.org/wiki/Austriazismus)
(de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Austriazismen)

Austriazismen machen im österreichischen Standarddeutsch etwa 10% der Begriffe aus. Die andern 90% bezeichnet man als "gemeindeutsch", weil sie auch in der Schweiz und in Deutschland zum standarddeutschen Sprachgut gehören.

In Deutschland und in der Schweiz sind demnach auch etwa 90% des Standards "gemeindeutsch". Die Standardeutsch werden also auch dort erst durch "Teutonismen" bzw. durch "Helvetismen" zu einer Sprache; "Gemeindeutsch" allein ist keine Sprache.

"enter" mit "betritt" übersetzt - allgemein korrekt?
11.11.2016 von webbie

hallo ... ich bin nicht sicher, ob ich hier richtig bin - ?
ich hab da grad ein aktuelles problem: ein internet-spiel, das sich um übersetzung in mehrere sprachen bemüht, hat gleich auf der startseite eine seltsame formulierung. im englischen original heißt's "enter [the game]", im deutschen wird daraus "betritt [das spiel]" ... ich würd's mit "betrete [das spiel]" übersetzen.
im dazugehörigen forum wurde ich jetzt von einem "german native speaker" aufgeklärt, "betritt" sei korrekt ...
also für mich klingt das ganz und gar nicht korrekt - ist der imperativ des verbes "betreten" im gemeindeutschen und österreichischen unterschiedlich, liegt also ein austriazismus vor? oder liege ich einfach falsch?
in einem grammatikbuch hab ich ein ähnliches beispiel gefunden, das mich noch mehr verwirrt: "tritt/tretet ein!". ja, "tritt ein, bring glück herein" ist ein bekannter spruch ... das klingt noch halbwegs richtig (bin mir aber nicht sicher), mit der vorsilbe dagegen ist das für mich höchstens "deutscher slang".
bitte um hilfe! danke! ::::)
liebe grüße!
webbie
::::)

Mein Senf dazu
11.11.2016 von Russi-4

Also ich finde "Betritt" zwar grammatikalisch richtig aber unüblich (für mich). Es sollte zumindest "Betritt es" oder "Betritt das Spiel" sein. Bei einem Spiel würde ich eher "Los!" oder "Start!" verwenden. Sehe aber keinen Unterschied zwischen AT und DE. Hauptsache das Spiel ist gut ;)

"Tritt ein" und "Tretet ein" ist ganz normal, sehe hier nichts verwirrendes wobei die Form "tretet ein" entweder Mehrzahl ist oder eben die Höflichkeitsform (das ist vielleicht verwirrend). "Tretet ein Mr. Trump! Die Arbeit ruft!" - unter der Annahme, dass man einen Präsidenten prinzipiell in der Höflichkeitsform anspricht.

Gruß
Russi

na gut, überredet ...
11.11.2016 von webbie

... zwar stimmt's für mein sprachgefühl noch immer nicht, aber nachdem jetzt schon drei seiten dafür sind ... aber wenigstens ist's für dich unüblich, das beruhigt mich ein bißl ;;;;)

danke auf jeden fall für deine meinung, russi.
liebe grüße!
webbie
::::)

PS: mit präsidenten kenn ich mich nicht aus, mit diesem glücklicherweise schon gar nicht.

Etwas Kren zum Thema ( statt Senf ) gefällig ?
14.11.2016 von Leisita-at-abwesend-de

Hallo webbie, Servas Russi

28 mögliche Übersetzungen für enter werden bei uns in der Fachschaft Englisch
zugeordnet. Diese lauten in der Zusammenstellung wie folgt:

anmelden – auffahren - auftreten- besteigen – betreten – beziehen – buchen - einbiegen
eindringen – eingeben – eingehen – einlaufen – einreisen – einschreiben - einsetzen
einsteigen – eintragen – eintreten – hereinkommen – hineingehen – melden- münden
sich beteiligen - sich melden – teilnehmen – treten- verbuchen – verzeichnen

17 sind im Zusammenhang wie beschrieben absolut ungeeignet

auffahren – auftreten – besteigen – beziehen- buchen – einbiegen – eindringen - eingehen
einlaufen – einreisen – einsetzen – melden – münden - sich melden – treten - verbuchen
verzeichnen

11 verbleiben die sich auf ein Spiel zum Mitmachen beziehen
anmelden – betreten – eingeben – einschreiben – eintragen – eintreten - hereinkommen
hineingehen - sich beteiligen

2 letztendlich davon → einsteigen – teilnehmen laden zur Teilnahme am Spiel deutlicher
auf wie alle anderen Begriffe.

Die Übersetzung die man in der Regel wählt kann frei wählbar sein sofern sie den Sinn
nicht falsch wiedergibt oder in die Irre führt. Computerprogramme sind mittlerweile recht
gut ( nach Preis! ) feine Unterschiede zu erkennen wenn sie den Teilumfang des Textes
übermittelt bekommen.

So kann der Schatz ja einerseits der Liebling oder eine Truhe mit Gold sein.
Übersetzungen mit alten Programmen machten den Liebling zur Schatztruhe noch!. Die
Übersetzung ist also am Besten mit Kenntnissen der beiden Sprachen und mit
individueller Beurteilung möglich.

Selbst beim Entern eines Schiffes kann es noch schwierig werden.. es kann geentert
werden ( betreten ) um eine Reise anzutreten und aber auch geentert werden ( gekapert )
um es zu berauben.

Die Gesamtübersicht und das eigene Einschätzen würde ich als Hauptbewertungsgrund
ansetzen.

Meine Variante letztendlich –und das als eigene unverbindliche Meinung---- wäre für die
Übersetzung zum Button: Enter → „Steig ein“ „Einsteigen“.. klingt einladend und regt zum
Mitmachen beim Spiel an!


LG von mir

Imperativ
14.11.2016 von JoDo

Möglicherweise gibt es im "Österreichischen" eine Sonderentwicklung im Bereich des Imperativs.
Treten - Korrekt wäre: tritt! - Ö: trete!
Lesen - Korrekt wäre: lies! - Ö lese!
Wir hatten da einmal eine Diskussion: http://www.ostarrichi.org/forum--Re%3A+Imperativ.h...

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Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich benutzten bairischen und alemannischen Dialekte.
Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Monarchie entlehnt. Eine erhebliche Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Außerdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich; einige dieser Ausdrücke sind durch Verträge mit der Europäischen Gemeinschaft geschützt, damit EU-Recht Österreich nicht zwingt, hier fremde deutschsprachige Begriffe anzuwenden.
Daneben gibt es in Österreich abseits der hochsprachlichen Standardvarietät noch zahlreiche regionale Dialektformen, hier im Besonderen bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

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